Bei der Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutter. Das bleibt entweder unbemerkt – oder löst starke Schmerzen und Beschwerden aus, meistens während der Regelblutung. Jede zweite erkrankte Frau bleibt ungewollt kinderlos. Etwa 10 bis 15 Prozent der europäischen Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren leiden unter Endometriose. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher, da die Krankheit bei vielen Frauen spät oder gar nicht festgestellt wird [1].
Kurzübersicht: Endometriose
- Bei Endometriose wächst Gewebe, dass der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter.
- Die Schleimhaut in diesen Geweben wird im Laufe des Zyklus aufgebaut und blutet bei der Menstruation. An den betroffenen Stellen kann das zu Entzündungen und Verwachsungen führen.
- Zu den Symptomen der Endometriose zählen Unterleibsschmerzen, starke Monatsblutungen, Schmerzen beim Sex, Blasen- und Darmprobleme sowie ungewollte Kinderlosigkeit.
- Schmerzmittel, Hormone oder Operationen helfen, die Beschwerden zu lindern.
- Nach den Wechseljahren verschwinden die Beschwerden in der Regel von alleine.
Was ist eine Endometriose?
Endometriose ist eine häufige Unterleibserkrankung bei Frauen. Dabei wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutter. Fachleute bezeichnen solche gutartigen Gewebeansammlungen auch als Endometrioseherde.
Theoretisch können Endometrioseherde an jeder Stelle im Körper wachsen. Häufig sitzen sie aber im Beckenraum, an den Eierstöcken, in den Eileitern, in tieferen Wandschichten der Gebärmutter, in der Blase und am oder im Darm.
Das gebärmutterähnliche Gewebe reagiert auf die hormonellen Veränderungen im Laufe des Zyklus. Das bedeutet, dass die Endometrioseherde wachsen und sich dann mit der Monatsblutung aus dem Körper lösen. Je nachdem, wo der Herd sich befindet, können Blut und Gewebe aber in einigen Fällen nicht nach außen abfließen, sondern müssen langsam vom Körper abgebaut werden. Dabei können blutgefüllte Zysten, Verklebungen, Verwachsungen, Reizungen oder Entzündungen entstehen, die häufig starke Schmerzen verursachen. Sitzen Verwachsungen und Verklebungen beispielsweise an Eileiter oder Eierstöcken, kann das außerdem die Fruchtbarkeit der Frau verringern [2].
Gut zu wissen: Eine Zyste ist eine Art Blase im Gewebe, die mit Flüssigkeit gefüllt ist. Bei der Endometriose entstehen oft sogenannte „Schokoladenzysten“, also mit geronnenem, altem Blut gefüllte Hohlräume, die bräunlich erscheinen und an flüssige Schokolade erinnern [3].
Was sind die Ursachen der Endometriose?
Momentan forschen Wissenschaftler*innen intensiv nach den Ursachen für eine Endometriose. Bislang ist noch nicht vollständig geklärt, was genau die Krankheit auslöst oder wie gebärmutterähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter entstehen kann.
Einige Forschende vermuten beispielsweise, dass Teile der Gebärmutterschleimhaut durch die Eileiter in den Bauchraum gelangen: Kurz vor dem Eisprung werden Zellen der Gebärmutterschleimhaut, und beispielsweise auch Spermien, in den Eileiter gesaugt. Durch diesen Sog könnten Schleimhautstücke in den Bauchraum gelangen [4].
Auch Hormone und das Immunsystem scheinen eine Rolle bei der Entstehung von Endometriose zu spielen. Als gesichert gilt übrigens, dass die Krankheit vererbt werden kann: Wenn die Mutter Endometriose hat, könnte die Tochter mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent auch erkranken [5].
Außerdem scheint es bestimmte Risikofaktoren zu geben, die die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Endometriose erhöhen. Dazu zählen [6]:
- Frühe erste Regelblutung, noch vor dem Teenageralter
- Kurzer Zyklus und lange Blutungsdauer
- Späte erste Schwangerschaft, keine Schwangerschaft
- Kurze Stillzeit
Forscher*innen vermuten, dass das Risiko einer Endometriose auch davon abhängt, wie lange die Menstruation jeweils dauert. Alle oben genannten Risikofaktoren sorgen dafür, dass eine Frau im Laufe ihres Lebens mehr Menstruationstage ansammelt. Je mehr Menstruationstage eine Frau hatte, desto höher ist ihr Risiko für eine Endometriose.
In diesem Artikel ist an den meisten Stellen von Frauen die Rede – auch weil sich die meisten Studien auf Frauen beziehen. Es gibt aber verschiedene Personengruppen, die eine Gebärmutter haben und von einer Endometriose betroffen sein können. Das gilt zum Beispiel für trans Männer, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeordnet wurde, nichtbinäre oder intergeschlechtliche Menschen.
Was sind die Symptome einer Endometriose?
Nicht jede Endometriose macht sich bemerkbar. Manche Frauen haben keine oder nur leichte Beschwerden – ein Grund dafür, warum die Krankheit bei vielen Betroffenen spät oder gar nicht entdeckt wird. Doch bei etwa 60 bis 70 Prozent der erkrankten Frauen treten Symptome auf, meistens vor oder während der Monatsblutung. Zu den Beschwerden zählen [3]:
- Starke Regelschmerzen (Dysmenorrhoe)
- Starke, lange oder unregelmäßige Monatsblutungen, Schmierblutungen
- Unterbauch- und Rückenschmerzen, die bis in die Beine ausstrahlen können
- Reizblase, Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin
- Verstopfung, Durchfall, Blähungen oder Schmerzen beim Stuhlgang, Blut im Stuhl
Betroffene leiden während der Regelblutung häufig unter Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erschöpfung. Die ständig wiederkehrenden starken Beschwerden können auch psychische Auswirkungen haben und beispielsweise eine Depression begünstigen.
Unabhängig vom Zyklus haben viele erkrankte Frauen Schmerzen beim Sex oder bei gynäkologischen Untersuchungen. Jede zweite ist ungewollt kinderlos [7].
Wie wird Endometriose festgestellt?
Obwohl eine Endometriose häufig vorkommt, verwechseln Betroffene und Ärzt*innen die Beschwerden oft mit den typischen Schmerzen während der Menstruation. Außerdem können die Symptome auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Daher kann es manchmal bis zu zehn Jahre dauern, bis eine Frau die Diagnose Endometriose erhält. Bei Frauen ohne Beschwerden wird die Erkrankung häufig zufällig festgestellt, zum Beispiel, weil sie nicht schwanger werden und sich deshalb ärztlichen Rat holen [8].
Es gibt verschiedene Untersuchungsmethoden, um Endometrioseherde, Narben und Verwachsungen zu erkennen und andere Ursachen für Beschwerden auszuschließen. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch wird die Frau gynäkologisch untersucht und ein Ultraschall von Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken gemacht. Auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) ist möglich. Wenn Ärzt*innen aufgrund der Bilder eine Endometriose vermuten, können sie eine Bauchspiegelung durchführen, um eine Gewebeprobe zu nehmen [9].
Was ist eine Bauchspiegelung? Bei der Bauchspiegelung (Laparoskopie) führen Ärzt*innen über einen sehr feinen, kleinen Schnitt am Bauchnabel ein Endoskop ein. Damit können sie in den Bauchraum sehen. Verdächtige Wucherungen oder Zysten können Ärzt*innen sofort entfernen und anschließend untersuchen. Nach der Untersuchung der Gewebeprobe steht fest, ob eine Endometriose vorliegt oder nicht.
Wie wird eine Endometriose behandelt?
Wenn Endometrioseherde bei einer Frau keine Beschwerden verursachen, nicht wuchern und die Fruchtbarkeit nicht beeinträchtigen, müssen sie in der Regel auch nicht behandelt werden.
Leidet eine Frau unter den Symptomen, wird die Endometriose behandelt. Das Alter der Frau, die Stärke der Beschwerden und ein eventueller Kinderwunsch bestimmen, welche Möglichkeiten infrage kommen. Die Therapie richtet sich auch danach, wo die Endometrioseherde sitzen. Folgende Behandlungen sind möglich [9]:
- Schmerzmittel: Sie lindern die Symptome.
- Hormonmedikamente und hormonelle Verhütungsmittel (wie die Pille): Sie hemmen das Wachstum der Endometrioseherde, verhindern aber auch eine Schwangerschaft.
- Operationen (wie die Bauchspiegelung): Die Endometrioseherde oder Zysten werden entfernt, das lindert die Symptome und kann gegebenenfalls die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Die Endometrioseherde kommen aber meistens nach einigen Jahren wieder.
Eine Endometriose ist leider nicht vollständig heilbar, die Beschwerden können aber mit oben genannten Möglichkeiten gelindert werden. In den Wechseljahren bildet sich die Endometriose von allein zurück, da der Körper weniger Hormone produziert und der monatliche Zyklus ausbleibt.
Was kann ich selbst bei Endometriose tun?
Wenn Sie unter Endometriose leiden, können Sie sich Hilfe holen und alltagstaugliche Methoden ausprobieren, um die Beschwerden zu lindern. Hier sind unsere Tipps für Sie [8]:
- Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin nach einem Endometriose-Zentrum in Ihrer Nähe. Dort arbeiten spezialisierte Gynäkolog*innen, die Ihnen bei einem unerfüllten Kinderwunsch helfen können. Auch wenn die Endometriose bei Ihnen schwer ausgeprägt ist, sollten Sie sich dort Rat holen. Europaweit zertifizierte Einrichtungen finden Sie auch auf der Internetseite der Stiftung Endometriose Forschung.
- Sie müssen Schmerzen nicht tapfer aushalten. Leichte Regelschmerzen für ein bis zwei Tage sind normal. Wenn Sie die Schmerzen aber ohne Medikamente kaum ertragen oder deshalb nicht arbeiten können, sollten Sie eine gynäkologische Praxis aufsuchen.
- Bewegung und Sport können bei Endometriose helfen. Probieren Sie aus, was Ihnen guttut: Laufen, spazieren gehen, Schwimmen oder Beckenbodentraining finden viele Betroffene angenehm.
- Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie deuten darauf hin, dass der Verzehr von zu viel rotem Fleisch, gesättigten Fettsäuren und Trans-Fettsäuren das Endometriose-Risiko erhöhen kann. Milchprodukte scheinen das Erkrankungsrisiko eher zu verringern [10].
- Entspannungstechniken wie Yoga können Schmerzen, Stress und Ängste lindern. Vielleicht finden Sie auch Akupunktur, Osteopathie oder Bewegungstherapie hilfreich.
- Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe.
Wie gut sind Sie mit Vitamin D versorgt? Studien legen nahe, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel die Beschwerden bei Endometriose verstärkt [4]. Wenn Sie einen Vitamin-D-Mangel haben, empfehlen Ärzt*innen häufig ein Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D [11].
Kann ich mit Endometriose schwanger werden?
Viele Frauen mit Endometriose leiden unter einem unerfüllten Kinderwunsch. Die Krankheit kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen: Wenn beispielsweise Eileiter und Eierstöcke durch die Endometrioseherde verwachsen oder verkleben, kann eine Eizelle unter Umständen nicht befruchtet werden oder nach der Befruchtung nicht in die Gebärmutter gelangen. Auch die Eizellreifung könnte behindert werden.
Manche Frauen haben Schmerzen beim Sex – wenn sie deswegen auch seltener Sex haben, verringert das die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, noch zusätzlich [12].
Mit Endometriose können Sie aber trotzdem schwanger werden. In vielen Fällen hilft eine Operation, bei der die Endometrioseherde entfernt werden. Außerdem können sich betroffene Frauen einer Kinderwunschbehandlung unterziehen [8].
Quellen
[1] „Endometriosis“, European Endometriosis League (EEL). https://euroendometriosis.com/about/endometriosis/ (zugegriffen 13. April 2023).
[2] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), „Endometriose - Medizinische Grundlagen“, Frauengesundheitsportal, März 2023. https://www.frauengesundheitsportal.de/themen/endometriose/medizinische-grundlagen/ (zugegriffen 17. April 2023).
[3] Frauenärzte im Netz, „Endometriose - Krankheitsbild“, 14. Dezember 2021. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/krankheitsbild/ (zugegriffen 17. April 2023).
[4] J. A. Sampson, „Metastatic or Embolic Endometriosis, due to the Menstrual Dissemination of Endometrial Tissue into the Venous Circulation“, Am J Pathol, Bd. 3, Nr. 2, S. 93-110.43, März 1927.
[5] T. T. Tapmeier u. a., „Neuropeptide S receptor 1 is a nonhormonal treatment target in endometriosis“, Science Translational Medicine, Bd. 13, Nr. 608, S. eabd6469, Aug. 2021, doi: 10.1126/scitranslmed.abd6469.
[6] Frauenärzte im Netz, „Endometriose: Ursachen und Risikofaktoren“, 14. Dezember 2021. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/ursachen-und-risikofaktoren/ (zugegriffen 17. April 2023).
[7] Bundeszenrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), „Endometriose - Symptome und Beschwerden“, Frauengesundheitsportal, März 2023. https://www.frauengesundheitsportal.de/themen/endometriose/symptome-und-beschwerden/ (zugegriffen 17. April 2023).
[8] Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, „Endometriose – Ein häufiger Grund für Unterleibsschmerzen“, Patienten-Information.de, Juni 2022. https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/endometriose (zugegriffen 18. April 2023).
[9] „S2k-Leitlinie für die ‚Diagnostik und Therapie der Endometriose‘ der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe“, Zugegriffen: 13. April 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-045l_S2k_Diagnostik_Therapie_Endometriose_2020-09.pdf
[10] A. Arab, E. Karimi, K. Vingrys, M. R. Kelishadi, S. Mehrabani, und G. Askari, „Food groups and nutrients consumption and risk of endometriosis: a systematic review and meta-analysis of observational studies“, Nutr J, Bd. 21, S. 58, Sep. 2022, doi: 10.1186/s12937-022-00812-x.
[11] Y. Qiu, S. Yuan, und H. Wang, „Vitamin D status in endometriosis: a systematic review and meta-analysis“, Arch Gynecol Obstet, Bd. 302, Nr. 1, S. 141–152, Juli 2020, doi: 10.1007/s00404-020-05576-5.
[12] „Endometriosezentrum Albertinen Krankenhaus Hamburg“, Albertinen-Diakoniewerk. https://www.albertinen.de/gesundheit-medizin/albertinen-krankenhaus/kliniken-zentren-institute/gynaekologie/ihre-behandlung/endometriosezentrum/uebersicht/ (zugegriffen 18. April 2023).