Die Antibabypille ist ein hormonelles Verhütungsmittel, das mithilfe von künstlichen Hormonen in den weiblichen Zyklus eingreift und so eine Schwangerschaft verhindert. In den letzten Jahren greifen allerdings immer weniger Mädchen und Frauen zur Pille und stattdessen zu hormonfreien Verhütungsmitteln.
Antibabypille im Überblick
- Bei richtiger Anwendung schützt die Pille sehr gut vor einer ungewollten Schwangerschaft
- Sie bietet keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
- Die Pille kommt auch gegen Menstruationsbeschwerden oder Akne zum Einsatz
- Medikamente wie Antibiotika oder Johanneskrautpräparate können die Wirkung der Pille hemmen
- Häufige Nebenwirkungen der Pille sind: Brustspannungen, Übelkeit und Gewichtszunahme
- Die Pille kann das Risiko einer Depression und einer Thrombose erhöhen
- Rauchen während der Einnahme kann das Risiko einer Thrombose zusätzlich erhöhen
Was ist die Antibabypille?
Die Antibabypille, umgangssprachlich Pille, ist ein hormonelles Verhütungsmittel, das in Tablettenform eingenommen wird. Sie enthält künstliche Hormone, die den körpereigenen, weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Gestagen sehr stark ähneln. Dadurch greift das Medikament in den natürlichen Hormonzyklus ein und verhindert so, dass eine Eizelle heranreift und es zum Eisprung kommt.
Verschiedene Arten der Pille
Allgemein werden drei Arten von Pillen unterschieden: Minipillen, Kombinationspillen und Mikropillen. Je nach Pillenart sind verschiedene Hormone in unterschiedlichen Dosierungen enthalten. Wenn umgangssprachlich von der Pille gesprochen wird, ist in der Regel die Kombinationspille gemeint.
Minipille: Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Minipille um ein Verhütungsmittel mit einer vergleichsweise niedrigen Hormondosierung. Diese Pillenart enthält ausschliesslich Gestagen und wird in der Regel gut vertragen [1].
Kombinationspille: Die sogenannte Kombinationspille enthält eine Kombination aus Östrogen und Gestagen.
Mikropille: Bei der Mikropille handelt es sich um eine niedrig dosierte Kombinationspille. Liegt der Östrogenanteil unter 0,05 Milligramm pro Tablette, spricht man von einer Mikropille. Ausserdem kann die Mikropille weiter in sogenannte Einphasenpräparate und Zwei- und Dreistufenpräparate unterteilt werden. Die Hormondosierung ist bei den Einphasenpräparaten in jeder Tablette gleich hoch. Die Zwei- und Dreistufenpräparte enthalten je nach Zyklusphase unterschiedliche Hormondosierungen. Grund dafür: Dadurch ist die Pille auf Hormonschwankungen innerhalb des Zyklus besonders gut angepasst [2].
Bis eine Frau die Pille, die am besten zu ihr und ihren Bedürfnissen passt, gefunden hat, kann etwas Zeit vergehen. In vielen Fällen wechseln Frauen anfangs zwischen verschiedenen Präparaten, bis sie das passende gefunden haben.
Vor- und Nachteile der Pillenarten
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Vorteile |
Nachteile |
Minipille |
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Kombinationspille |
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Da die Mikropille eine weniger hoch dosierte Kombinationspille ist, sind die Vor- und Nachteile sehr ähnlich.
Gut zu wissen: Einige Frauen ist es besonders wichtig, möglichst bald nach einer Schwangerschaft wieder ein Verhütungsmittel zu haben. Besonders während der Stillzeit, gibt es bei der Einnahme von Medikamenten einige Dinge zu beachten, um dem Säugling nicht zu schaden. Da die Minipille keinen Einfluss auf Milchmenge und –zusammensetzung hat, eignet sie sich auch für stillenden Frauen [1].
Wie wirkt die Antibabypille?
Gemeinsam mit dem Kondom ist die Antibabypille das wohl bekannteste Verhütungsmittel.
Die sogenannte Kombipille verhindert in dreierlei Hinsicht eine Schwangerschaft. Die künstlichen Hormone hemmen die Eizellreifung und den Eisprung, wodurch die Befruchtung ausbleibt. Ausserdem sorgen die Hormone dafür, dass der Schleim im Gebärmutterhals sich so verändert, dass die Spermien nicht mehr zur Gebärmutter durchdringen können. Zusätzlich wird die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend aufgebaut und selbst eine befruchtete Eizelle könnte sich nicht einnisten [3].
Richtig angewendet bietet die Pille sehr sicheren Schutz vor einer Schwangerschaft.
Gut zu wissen: Mithilfe des sogenannten „pearl index“, wird die Sicherheit eines Verhütungsmittels gemessen. Die Kombipille hat einen pearl index von 0,1 – 0,9. Ein pearl index von 0,1 sagt aus, dass 1 von 1000 Frauen, die mit der Pille verhütet, schwanger wird. Wichtig zu beachten: Diese Angabe zählt nur für die Personen, die die Antibabypille richtig einnehmen [4].
Was gibt es ausserdem zu beachten?
Bei der Einnahme der Pille gibt es einige wichtige Aspekte, die Sie unbedingt beachten sollten.
Besonders wichtig: Die Pille bietet keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten und kann Sie nicht vor einer Ansteckung mit HIV, Genitalherpes, Chlamydien oder Syphilis schützen. Deshalb sollten Sie besonders bei regelmässig wechselnden Sexualpartner*innen immer zusätzlich ein Kondom benutzen.
Leiden Sie 3 Stunden nachdem Sie die Pille eingenommen haben unter Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall, ist kein sicherer Schutz vor einer Schwangerschaft mehr gewährleistet.
Wenn Sie die Pille vergessen, besteht kein vollständiger Verhütungsschutz mehr. Sollten Sie vergessen haben, Ihre Pille einzunehmen, ist es wichtig den Beipackzettel genau zu lesen und sich bei weiteren Fragen an Ihren Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin zu wenden.
Gut zu wissen: Je nach Pillenart müssen sie besonders darauf achten, sie täglich zur gleichen Uhrzeit einzunehmen. Wer auf Reisen in Länder einer anderen Zeitzone unterwegs ist, muss beispielsweise den gewohnten Zeitabstand von etwa 24 Stunden zwischen der Einnahme einhalten.
Wechselwirkung mit anderen Medikamenten
Auch bestimmte Medikamente wie Antibiotika beeinträchtigen die Wirkung der Pille und sorgen dafür, dass sie keinen sicheren Schutz vor einer Schwangerschaft mehr bietet. Abführmittel, Beruhigungsmittel oder Johanneskrautpräparate können die Pille unwirksam machen. Daher sollten Sie, wenn Sie ein neues Medikament einnehmen, im Beipackzettel nachlesen, ob es die Wirkung der Pille beeinflussen kann [5].
Was sind die Vorteile der Antibabypille?
Für viele Frauen ist die Antibabypille als Verhütungsmittel sehr gut geeignet. Dafür gibt es verschieden Gründe. Richtig angewendet bietet die Pille einen sehr hohen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Diesen Schutz bietet die Pille ab dem ersten Tag der Einnahme.
Bei einigen Frauen wirkt sich die Pille ausserdem positiv auf die Menstruation aus. Häufig sorgen die Hormone der Pille dafür, dass die Monatsblutung schwächer, kürzer und regelmässiger auftritt. Auch Menstruationsbeschwerden wie Unterleibsschmerzen können mithilfe der Pille behandelt werden.
Ein zusätzlicher Vorteil der Pille: In vielen Fällen wirkt sich das Medikament positiv auf das Hautbild aus. Bei jungen Frauen und Mädchen, die unter der sogenannten Pubertätsakne leiden, steckt häufig ein Überschuss an männlichen Sexualhormonen dahinter. Mit der Einnahme der Pille wird der Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht und die Akne verschwindet [6].
Welche Nebenwirkungen hat die Antibabypille?
Obwohl die Pille als beliebtestes Verhütungsmittel zählt, gibt es immer mehr Frauen, die sich gegen die Pille und in den meisten Fällen für eine hormonfreie Verhütung entscheiden [7],[8]. Grund dafür: Besonders in den letzten Jahren ist die Erkenntnis gewachsen, dass die Antibabypille für heftige Nebenwirkungen sorgen kann, die den Alltag von Betroffenen häufig stark beeinflussen. Typische Beschwerden, die durch die Einnahme der Pille entstehen, sind [9]:
- Brustspannung
- Blutungsstörungen
- Eierstockzysten
- Blähbauch
- Übelkeit
- Gewichtszunahme
- Kopfschmerzen
- Psychische Beeinträchtigungen (Stimmungsschwankungen)
Für einige Frauen spielt auch das Thema Kosten eine grosse Rolle. Bis zum 18. Lebensjahr wird die Pille vollständig von der Krankenkasse übernommen. Ab dem 18. Lebensjahr müssen Frauen 10 Prozent des Verkaufspreises selber zahlen. Nach dem 22. Lebensjahr übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Pille nur, wenn eine medizinische Begründung vorliegt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Pille nicht als Verhütungsmittel verschrieben wird, sondern um Probleme wie Akne oder Periodenschmerzen zu behandeln [10].
Welche Risiken bringt die Pille mit sich?
Bevor eine Frau die Antibabypille einnimmt, sollte sie ausführlich mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen. Wie bei nahezu jedem Medikament bringt auch die Pille verschieden Risiken mit sich. Beispielsweise sollten Frauen mit einem erhöhten Thromboserisiko darüber informiert werden, dass die Antibabypille dieses Risiko zusätzlich erhöhen kann. Auch Diabetikerinnen müssen im Hinblick auf die Pille individuell beraten werden. Wer die Pille einnimmt und gleichzeitig raucht, erhöht das Risiko einer Thrombose zusätzlich [11] [12].
Depressionen
Besonders Stimmungsschwankungen zählen als sehr häufige Nebenwirkung der Antibabypille. In den letzten Jahren haben verschiedene Studien einen möglichen Zusammenhang von Depressionen und der Einnahme der Antibabypille untersucht.
Bereits im Beipackzettel des Medikaments werden depressive Verstimmungen als mögliche Nebenwirkung aufgeführt. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Einnahme der Antibabypille im Jugendalter das Risiko, im späteren Leben an einer Depression zu erkranken, erhöhen kann. Durch die Antibabypille gelangen künstliche Hormone in den Körper, wodurch die körpereigene Produktion eingeschränkt wird. Forscher*innen vermuten, dass dadurch bleibende Veränderungen im Hormonhaushalt entstehen könnten, die womöglich dazu beitragen, dass Depressionen entstehen [13],[14].
Thrombose
Eine Thrombose entsteht, wenn ein Blutgerinnsel dazu führt, dass ein Gefäss sich verstopft. Sogenannte tiefere Venenthrombosen (TVT) entstehen dann, wenn sich ein solches Blutgerinnsel in einer tieferliegenden Vene bildet. Am häufigsten passiert das in den Beinen. Während kleine Thrombosen häufig unbemerkt bleiben und sich von selber wieder lösen, verursachen TVT oft Schmerzen und Schwellungen, weil sie den Blutfluss stark behindern. Damit die TVT keinen dauerhaften Schaden an den Venen verursachen, ist es wichtig, sie schnell zu behandeln [15].
Einige hormonelle Verhütungsmittel können das Risiko für Blutgerinnsel in einer Vene erhöhen. Aber Achtung: Nicht alle Pillenarten haben das gleiche Risiko. Bei Frauen, die weder hormonell verhüten noch schwanger sind, erkranken etwa zwei aus 100.000 pro Jahr an einer Thrombose. Je nachdem, welcher Wirkstoff in der Pille enthalten ist, kann das Risiko auf bis zu zwölf aus 100.000 erkrankten Frauen ansteigen [16].
Eine Liste, welche Wirkstoffe in welcher Kombination das Risiko einer Thrombose erhöhen, finden Sie auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Gut zu wissen: Nicht alle Frauen haben das gleiche Risiko für eine Thrombose. Verschiedene Faktoren können das Risiko zusätzlich erhöhen. Neben Rauchen und Übergewicht spielt auch die Veranlagung eine Rolle.
Quellen
[1] „Minipille und Gestagenpille » Pille / Anti-Baby-Pille » Familienplanung & Verhütung » Frauenärzte im Netz - Ihr Portal für Frauengesundheit und Frauenheilkunde »“. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/minipille-und-gestagenpille/ (zugegriffen 5. Januar 2023).
[2] „Pille / Kombi-Pille / Mikropille » Pille / Anti-Baby-Pille » Familienplanung & Verhütung » Frauenärzte im Netz - Ihr Portal für Frauengesundheit und Frauenheilkunde »“. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/pille-kombi-pille-mikropille/ (zugegriffen 5. Januar 2023).
[3] „Birth Control Pill: Contraception, The Pill, Effectiveness, Types“, Cleveland Clinic. https://my.clevelandclinic.org/health/drugs/3977-birth-control-the-pill (zugegriffen 6. Januar 2023).
[4] „Pearl-Index: Wie sicher sind diese Verhütungsmethoden | Focus Arztsuche“, 2. Januar 2019. https://focus-arztsuche.de/magazin/verhuetungsmittel/pearl-index-was-er-bedeutet (zugegriffen 6. Januar 2023).
[5] „Diese Lebemsmittel machen die Pille unwirksam!“, EAT SMARTER. https://eatsmarter.de/blogs/live-smarter/wechselwirkungen-lebensmittel-und-anti-baby-pille (zugegriffen 19. Januar 2023).
[6] „Akne | Entzündete Pickel: Was hilft? Behandlungsmöglichkeiten“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/akne.html (zugegriffen 19. Januar 2023).
[7] A.-M. D. A. GmbH, „Verhütung: Antibabypille immer seltener verordnet“, Pharmazeutische Zeitung online. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/antibabypille-immer-seltener-verordnet-135149/ (zugegriffen 5. Januar 2023).
[8] „Infografik: So verhüten die Deutschen“, Statista Infografiken. https://de.statista.com/infografik/19403/so-verhueten-die-deutschen/ (zugegriffen 5. Januar 2023).
[9] „Combination birth control pills - Mayo Clinic“. https://www.mayoclinic.org/tests-procedures/combination-birth-control-pills/about/pac-20385282 (zugegriffen 6. Januar 2023).
[10] „Verhuetung_aktuelle_Preise_pro_familia_NRW_2020.pdf“. Zugegriffen: 18. Januar 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.profamilia.de/fileadmin/profamilia/biko/Verhuetung_aktuelle_Preise_pro_familia_NRW_2020.pdf
[11] „Estrogen And Progestin Oral Contraceptives (Oral Route) Side Effects - Mayo Clinic“. https://www.mayoclinic.org/drugs-supplements/estrogen-and-progestin-oral-contraceptives-oral-route/side-effects/drg-20069422 (zugegriffen 19. Januar 2023).
[12] „Combined pill“, nhs.uk, 21. Dezember 2017. https://www.nhs.uk/conditions/contraception/combined-contraceptive-pill/ (zugegriffen 19. Januar 2023).
[13] „‚Pille‘ als Teenie, Depression als Erwachsene?“, DAZ.online, 28. November 2019. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2019/daz-48-2019/pille-als-teenie-depression-als-erwachsene (zugegriffen 6. Januar 2023).
[14] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, „Pille und Depression: Fakt oder Fake?“, Deutsches Ärzteblatt, 4. Oktober 2019. https://www.aerzteblatt.de/archiv/210153/Pille-und-Depression-Fakt-oder-Fake (zugegriffen 6. Januar 2023).
[15] „Tiefe Venenthrombose (TVT)“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/tiefe-venenthrombose-tvt.html (zugegriffen 18. Januar 2023).
[16] A.-M. D. A. GmbH, „Thrombose-Risiko: Antibabypille versus Astra-Zeneca-Impfung“, Pharmazeutische Zeitung online. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/antibabypille-versus-astra-zeneca-impfung-124522/seite/2/ (zugegriffen 18. Januar 2023).