Arsen ist ein giftiges Metall, das Vergiftungen und langfristige Schäden im Körper verursachen kann. Es steckt unter anderem in Reis und Reisprodukten. Erfahren Sie, wie Sie die Arsenbelastung im Alltag reduzieren und wie Sie eine Arsenvergiftung erkennen und behandeln.
Arsenvergiftungen kennen Sie vielleicht aus Kriminalgeschichten oder Historien um ermordete Könige und erschlichene Erbschaften. Bis ins 19. Jahrhundert war Arsen eine beliebte Mordwaffe. Seine Verbindung Arsenik wurde als „Erbschaftspulver“ bezeichnet und als „König der Gifte“. Tatsächlich gehört Arsen zu den giftigsten chemischen Elementen überhaupt. Heute ist Arsen vor allem ein Problem, wenn es sich in Lebensmitteln und Trinkwasser anreichert und zu chronischen Arsenvergiftungen führt.
Lesen Sie in diesem Artikel, inwiefern Reis und andere Lebensmittel mit Arsen belastet sind, wie sich akute und chronische Arsenvergiftungen zeigen und was Sie dagegen tun können.
Was ist Arsen?
Arsen ist ein Halbmetall. Das bedeutet, es hat mal die Eigenschaften eines Metalls, mal die eines Nichtmetalls – je nachdem, in welcher Form es vorkommt. Obwohl es im Gegensatz zu Blei, Cadmium und Quecksilber kein Schwermetall ist, wird es oft in einem Atemzug mit ihnen genannt. Das liegt daran, dass es auf ähnliche Weise zu Vergiftungen führen und Umwelt und Gesundheit belasten kann.
Zu Arsenvergiftungen kommt es heutzutage vor allem wegen Arbeitsunfällen und durch belastete Lebensmittel und Trinkwasser.
Im Gegensatz zu anderen Metallen wie Eisen und Kupfer hat Arsen keine bekannte Funktion im Körper. Nach heutigem Wissensstand gilt: Je weniger Arsen Sie im System haben, desto besser.
Tipp: Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal mehr über die Schwermetallvergiftung im Allgemeinen sowie über Bleivergiftung und Quecksilbervergiftung.
Arsen im Boden
Arsen kommt natürlich in der Umwelt vor, etwa in Erzen und Gestein. Durch Vulkanausbrüche oder durch die Verwitterung von Böden kann es zutage treten. Sind in einem Landstrich arsenhaltige Gesteine und Erze im Boden häufig, ist auch die Belastung mit dem Halbmetall hoch.
Belastete Böden und Trinkwasser stellen weltweit die größte Gefahr durch Arsen dar. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO trinken 140 Millionen Menschen mit Arsen belastetes Wasser, unter anderem in Bangladesch, Indien, China und Chile [1].
Wussten Sie schon? In Teilen Bangladeschs und Indiens befinden sich in den oberen Erdschichten konzentrierte Arsen-Ablagerungen. Das Arsen wird in einigen der Rohrbrunnen mit dem Grundwasser nach oben gepumpt. Millionen von Menschen leiden deswegen unter schmerzhaften Hautveränderungen, Husten und Bluthochdruck. Außerdem wird die Arsenvergiftung in Bangladesch für zahlreiche Krebserkrankungen verantwortlich gemacht [2].
Arsen in der Luft
Im Bergbau, der Metallindustrie und beim Verbrennen von Erdöl und Kohle wird neben anderen Schadstoffen auch Arsen freigesetzt. Kleine Arsen-Partikel gelangen über die Abgase in die Luft – man spricht auch von Feinstaubbelastung.
Die gute Nachricht: Die Lunge nimmt nur rund 10 Prozent des Arsens auf, das in der Atemluft steckt – im Verdauungstrakt sind es mehr als 80 Prozent. Außerdem ist die Belastung der Luft mit Arsen in den letzten 20 Jahren zurückgegangen, unter anderem wegen strengerer Vorschriften: Zum Beispiel sind arsenhaltige Pestizide seit den 1970er Jahren verboten. Leicht erhöhte Feinstaubbelastungen durch Arsen gibt es in der Regel nur in direkter Nähe von Industriestandorten [3].
Arsen in der Nahrung
Eine Ernährung ganz ohne Arsen? Das ist nicht möglich. Denn Arsen kommt in der Natur in Böden und Gestein vor und gelangt so auch in kleinen Mengen in Lebensmittel. Durch Bergbau, Metallverarbeitungen und Emissionen der Industrie ist die Arsenbelastungen in den letzten zwei Jahrhunderten angestiegen.
Arsen in Reis und Reiswaffeln
Reis enthält häufig viel Arsen. Das liegt daran, dass Reispflanzen mehr Arsen aus dem Boden aufnehmen als andere Pflanzen. Aber nicht jedes Reisprodukt ist gleich, zwischen Reisdrink und Reiswaffel gibt es große Unterschiede. Eine Untersuchung des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit kam zu dem Schluss, dass in stärker verarbeiteten Reisprodukten im Schnitt weniger Arsen steckt [4]:
- Weniger belastet: Reisdrinks, Reismehl, Reisbrot
- Stärker belastet: Reiswaffeln, Reiskekse, Reisflocken, Naturreis
Für Reisprodukte und andere Lebensmittel legen Behörden Grenzwerte fest. Reis, der für die Herstellung von Babynahrung genutzt wird, unterliegt strengeren Vorschriften – er darf nur 0,1 Milligramm Arsen pro Kilogramm enthalten. Zum Vergleich: Bei weißem Reis sind zweimal, bei Reiswaffeln dreimal so viel Arsen erlaubt [4].
Schwermetallbelastung durch glutenfreie Ernährung? In einer Studie hatten Menschen, die sich wegen einer Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) glutenfrei ernährten, deutlich höhere Urinwerte der giftigen Metalle Arsen, Quecksilber, Blei und Cadmium. Das liegt den Forschern zufolge daran, dass zu einer glutenfreien Ernährung häufig viel Reis und Fisch gehören – Lebensmittel, die überdurchschnittlich stark mit Arsen und Schwermetallen belastet sind [5].
Arsen in weiteren Lebensmitteln
Mit Arsen belastet sind auch häufig Fisch und Meeresfrüchte, vor allem Matjes [6]. Einige Mediziner warnen aber davor, sich bei der Arsenbelastung zu sehr auf Reis und Fisch zu versteifen. Laut einer Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) tragen auch verarbeitete Getreideprodukte wie Brot und Brötchen, Milch und Milchprodukte, Trinkwasser und Babynahrung zur Arsen-Belastung in der Bevölkerung bei. Die Studienautoren der EFSA fordern deshalb: Es muss neue gesetzliche Regelungen geben, die die Belastung von Lebensmitteln mit Arsen senken [7, 8].
Fazit: So reduzieren Sie Ihre Arsenbelastung im Alltag:
- Verbraucherschützer und Toxikologen empfehlen, nicht jeden Tag Reis zu essen.
- Wenn Sie Reis vor dem Kochen gründlich waschen, können Sie zudem einige Schadstoffe mit abspülen.
- Auch Matjes und größere Seefische wie Thunfisch sollten Sie nicht täglich zu sich nehmen, da sie oft mit Schwermetallen wie Arsen und Quecksilber verunreinigt sind.
Arsen in Babynahrung
Wie andere Schwermetalle auch ist Arsen besonders für Babys und Kleinkinder gefährlich. Die Abwehrkräfte von Kindern haben den Schadstoffen wenig entgegenzusetzen. Außerdem kann das Halbmetall Schäden im Gehirn verursachen und die geistige und körperliche Entwicklung stören [9].
Die Verbraucherzentrale rät: Als Elternteil sollten Sie darauf achten, Ihren Kindern Reisprodukten wie Reisbrei, Reismilch und Reiswaffeln nur in Maßen zu füttern. Außerdem empfehlen die Verbraucherschützer, auf das Herkunftsland der Produkte zu achten: Reis aus Asien sei häufig stärker mit Arsen belastet als Reis aus Europa [10].
Fazit: Es ist nicht direkt gefährlich für Ihr Kind, wenn Sie ihm ab und zu eine Reiswaffel geben. Reisprodukte sollten aber nicht Teil der täglichen Baby- und Kindernahrung sein. Denn auch kleinere Arsenmengen können sich mit der Zeit im Körper anreichern. Auch wenn Sie schwanger sind oder stillen, sollten Sie Reisprodukte nicht in großen Mengen zu sich nehmen.
Arsen in Nahrungsergänzungsmitteln
Fallstudien berichten von vereinzelten Menschen, die sich durch verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel und pflanzliche Medikamente mit Arsen vergifteten. Belastete Supplemente und Medikamente kommen häufig aus Nordamerika, Asien oder Osteuropa.
Achten Sie deshalb bei Nahrungsergänzungsmitteln immer darauf, hochwertige Produkte mit einer nachvollziehbaren Herkunft zu kaufen [11, 12].
Akute Arsenvergiftung
Gelangen größere Mengen Arsen in kurzer Zeit in den Körper, greift das Halbmetall Zellen im ganzen Körper an. Eine solche akute Arsenvergiftung kann tödlich sein. Mittlerweile sind akute Arsenvergiftungen sehr selten, sie kommen vor allem bei Arbeitsunfällen in der Industrie vor.
Gut zu wissen: Es gibt verschiedene Formen von Arsen, die alle etwas anders wirken. Besonders anorganisches Arsen gilt als hoch toxisch und krebserregend. Als anorganisch werden chemische Verbindungen bezeichnet, wenn sie keine Kohlenstoffatome beinhalten. Sie machen die unbelebte Materie aus, während Lebewesen wie Pflanzen und Tiere kohlenstoffhaltige organische Verbindungen in sich tragen [13].
Symptome einer akuten Arsenvergiftung
Atmen Sie kleinere Mengen Arsen (weniger als fünf Milligramm) ein oder nehmen sie über die Nahrung zu sich, kann die Arsenvergiftung glimpflich ausfallen: Sie äußert sich dann oft nur durch Durchfall und Erbrechen und lässt nach etwa 12 Stunden nach.
Größere Mengen bringen heftigere Beschwerde mit sich. Eine Dosis von 100 bis 300 Milligramm Arsen kann bereits tödlich sein. Weitere Symptome sind [6], [14]:
- Übelkeit, Erbrechen, heftige Bauchschmerzen und blutiger Durchfall
- Muskelkrämpfe, Schwindel und Bewusstseinsstörungen
- Hauausschläge und beschädigte Schleimhäute
- Gestörte Blutgerinnung und rot verfärbter Urin
- Lebensgefährliches Kreislaufversagen
Wussten Sie schon? Bis ins 19. Jahrhundert war es so gut wie unmöglich, Spuren von Arsen im Körper zu finden. Die Verbindung Arsenik (Arsentrioxid, As2O3) ist zudem absolut farb-, geruchs- und geschmacklos. Deswegen galt Arsen lange als „König der Gifte“. Mittlerweile können Ärzte Arsenvergiftungen sehr gut nachweisen – und Arsenik ist als Mordwaffe aus der Mode gekommen [14].
Therapie der akuten Arsenvergiftung
Eine schwere akute Arsenvergiftung ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Besteht der Verdacht auf eine solche Vergiftung, zum Beispiel wegen eines Arbeitsunfalls, sollten Sie sofort den Notarzt rufen.
Ärzte leiten das Arsen dann mit Chelatbildnern aus. Diese Wirkstoffe binden bestimmte Metalle an sich und bringen sie dadurch in eine Form, in der der Körper sie schnell ausscheiden kann. Bei einer Arsenvergiftung kommt in der Regel der Wirkstoff Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) zur Entgiftung zum Einsatz.
Zusätzlich entfernen Ärzte mit Aktivkohle und mit Darmspülungen Reste des Arsens aus dem Darm. Hat die Niere Schaden davongetragen, kann außerdem eine Hämodialyse (Blutwäsche) nötig sein. Dabei wird Blut aus dem Körper entnommen, mit speziellen Geräten gereinigt und dann in den Körper zurückgeleitet [14].
Mineralstoffe bei der Arsen-Ausleitung
Bei der Chelat-Therapie werden auch die wichtigen Mineralstoffe Kupfer und Zink mit ausgeleitet. Dadurch kann es zu einem Kupfermangel oder Zinkmangel kommen. Diese Nährstoffe sollten Sie deswegen in der Regel über Nahrungsergänzungsmittel wieder zuführen.
Ärzte sorgen außerdem dafür, dass Betroffene ausreichend Wasser und Elektrolyte bekommen, die sie unter anderem wegen Durchfällen verlieren [15].
Chronische Arsenvergiftung
Arsenvergiftungen laufen nicht immer akut und auffällig ab. Bei einer dauerhaften zu hohen Belastung kann es auch zu einer chronischen Arsenvergiftung kommen.
Wie schadet Arsen dem menschlichen Körper?
Arsen wird über die Atemluft oder die Nahrung aufgenommen, ans Blut gebunden und verteilt sich so über den Körper. Es wird vor allem in Leber und Nieren, Haut und Haaren sowie in Muskeln und Knochen gespeichert.
Bei einer Arsenvergiftung passieren verschiedene Dinge, die dem ganzen Körper schaden: Das Arsen stört unter anderem die Zellatmung und den Aminosäuren-Stoffwechsel und beschädigt die DNA [6].
Symptome der chronischen Arsenvergiftung
Zu den gesundheitlichen Folgen einer Arsen-Dauerbelastung gehört ein hohes Risiko für Krebs und andere Erkrankungen. Studien haben unter anderem einen Zusammenhang zwischen Arsenbelastung und der Gefahr für Diabetes, Lungenkrankheiten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermittelt [1].
Weitere mögliche Symptome einer chronischen Arsenvergiftung sind [14]:
- Taubheitsgefühle und Schmerzen in Armen und Beinen
- Durchfall und Erbrechen
- Allgemeines Schwächegefühl
- Verhornung der Haut und Pigmentstörungen
- Durchblutungsstörungen
Verursacht Arsen Krebs?
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat Arsen und arsenhaltige Verbindungen als krebserregend eingestuft [16]. Studienergebnissen zufolge kann Arsen Krebserkrankungen in Lunge, Leber, Harnblase, Nieren, Prostata und auf der Haut verursachen. Eine südkoreanische Studie legte zudem nahe, dass Arsen Brustkrebs schneller voranschreiten lässt [17].
Therapie der chronischen Arsenvergiftung
Leiden Sie unter einer chronischen Arsenbelastung, empfehlen Ärzte, die Auslöser konsequent zu meiden. Das kann etwa bedeuten, eine stark reis- und fischlastige Ernährung umzustellen oder verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel abzusetzen. Dass eine Ausleitung mit Chelatbildnern wie DMPS bei einer chronischen Schwermetallvergiftung sinnvoll ist, konnte bislang nicht wissenschaftlich belegt werden [15].
Wie unterstütze ich den Körper bei der Entgiftung?
In der Regel wird Ihr Körper selbst gut damit fertig, kleinere Mengen von Giftstoffen wie Arsen auszuscheiden. Ein Mangel an Nährstoffen wie Eisen, Zink, Magnesium oder Selen kann die Entgiftungsfunktion des Körpers aber beeinträchtigen. Dazu gehören etwa Eisenmangel, Zinkmangel, Magnesiummangel und Selenmangel.
Wenn Sie also einen Mineralstoffmangel durch Ernährungsumstellung oder Supplemente ausgleichen, können Sie das Risiko einer chronische Arsenvergiftung senken [19].
Einige Stoffe gelten in der Alternativmedizin zudem als natürliche Chelatoren – allen voran die Mikroalge Chlorella. Chlorella soll Metalle im Körper an sich binden, sodass sie leichter ausgeschieden werden können. Es gibt Tierstudien, die darauf hinweisen, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Chlorella den Körper so bei der Entgiftung von Schwermetallen und Arsen unterstützen könnten. Durch Studien am Menschen konnte das bislang nicht belegt werden [19].
In Tierstudien war noch ein weiteres pflanzliches Mittel vielversprechend: Knoblauch. Arsen schadete der Leber von Ratten weniger, wenn die Tiere Knoblauchextrakte verabreicht bekamen. Die Forscher vermuten, die antioxidative Wirkung des Knoblauchs könnte die Zellen vor Schäden durch das Gift geschützt haben [21].
Aus der Wissenschaft: Indische Forscher arbeiten daran, die Mikroalge Chlorella in den Wurzeln von Reispflanzen zu züchten. Das könnte den Arsengehalt des später geernteten Reises deutlich reduzieren [20].
Arsenbelastung testen
Eine in der Medizin übliche Methode, um Belastungen mit Schwermetallen und Arsen festzustellen, ist ein Urintest. Ihr Körper scheidet Arsen vor allem über die Nieren und den Urin aus. Je mehr von dem Metall in Ihrem System ist, desto mehr geben Sie auch über den Urin mit ab. Da es ein wenig dauert, bis Ihre Nieren das Arsen aus dem Blut gefiltert haben, lässt sich eine erhöhte Arsenbelastung noch für einige Tage im Urin feststellen.
Ihre aktuelle Arsenbelastung können Sie mit einem Schwermetall Test über den Urin bestimmen. Ergibt der Test erhöhte Arsenwerte, bedeutet das möglicherweise, dass Sie über die Ernährung oder über belastete Luft am Arbeitsplatz einer zu großen Menge Arsen ausgesetzt sind. So können Sie sich auf Spurensuche begeben und gezielt Schadstoffbelastungen im Alltag – wie einen ausgeprägten Reis- und Fischkonsum – ausschalten. Auf Dauer kann sich das Arsen ansonsten weiter im Körper ansammeln und zu einer chronischen Arsenvergiftung führen.
Schwermetall-Tests mit Chelatbildnern?
Urintests auf Schwermetalle und Arsen werden in der Alternativmedizin manchmal mit Chelatbildnern kombiniert. Die Theorie: Bei einer höheren Belastung leitet die Chelattherapie auch mehr Metall aus, das sich dann im Urin messen lässt.
Diese Diagnose-Methode ist allerdings nicht wissenschaftlich belegt. Medizinische Fachgesellschaften warnen, dass die Urinmessung nach Chelat-Gabe keine aussagekräftigen Werte bringt – dafür aber Nebenwirkungen haben kann: Die Chelatbildner können beispielsweise die wichtigen Mineralstoffe Eisen, Kupfer und Zink aus dem Körper schwemmen, wenn keine akute Vergiftung mit Schwermetallen vorliegt [22].
Aus der Wissenschaft: Starb Napoleon an Arsenvergiftung?
Wissenschaftler streiten sich seit Jahrzehnten darüber, wie der französische Kaiser 1821 umkam. In seinen Haaren fand man lange nach seinem Tod große Mengen Arsen. Forscher führten die Arsenbelastung erst auf die Konservierungsmittel zurück, mit denen Napoleons Körper behandelt wurde. Dann wurde klar, dass das Arsen auch von innen in die Haare gelangt war. Allerdings war Arsen zu Napoleons Zeit allgegenwärtig: Es steckte unter anderem in grüner Wandfarbe.
Vielleicht wurde Napoleon also nicht Opfer eines Mordkomplotts, sondern seiner Tapete. Eine weitere Theorie ist noch weniger spektakulär: Der Kaiser starb an Magenkrebs [23].
Arsenvergiftung – Auf einen Blick
Was ist Arsen?
Arsen ist ein Halbmetall, das in der Erdkruste vorkommt und unter anderem bei der Metallverarbeitung in die Luft freigesetzt wird. Es hat keine bekannte Funktion im menschlichen Körper, ist dafür aber hochgiftig und krebserregend.
Wie gelangt Arsen in den Körper?
Arsen kann auf zwei Wegen in den Körper gelangen: über die Atemluft und über den Magen-Darm-Trakt. Pflanzen nehmen Arsen aus den Böden auf, das sich dann über die Nahrung auch im menschlichen Körper anreichern kann.
Mit Arsen belastet sind unter anderem Reis, Getreide und Milch. Auch in Fischen steckt oft viel Arsen, weil sie im Laufe ihres Lebens viele mit Arsen belastete Algen fressen.
Wie sehr ist Reis mit Arsen belastet?
Reis zieht mit seinen Wurzeln mehr Arsen aus dem Boden als andere Pflanzen. Deswegen sind Reisprodukte relativ stark belastetet, vor allem eher unbehandelte Lebensmittel wie Naturreis, Reiswaffeln und Reisflocken.
Schwangere, Stillende und Kinder sollten Reisprodukte nur in Maßen verzehren.
Was sind die Symptome einer Arsenvergiftung?
Zu einer akuten Arsenvergiftung kommt es meist wegen Arbeitsunfällen in der Industrie. Sie zeigt sich durch Erbrechen und blutigen Durchfall, in schweren Fällen kann es zu Krämpfen, Hautausschlägen, Bewusstseinsstörungen, Schwindel und sogar zu lebensgefährlichem Kreislaufversagen kommen.
Chronische Arsenvergiftungen erhöhen unter anderem das Risiko von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mögliche Symptome sind außerdem Lähmungserscheinungen, Durchfall und Erbrechen, Schwächegefühl und Hautveränderungen.
Was kann ich bei einer Arsenvergiftung tun?
Bei einer schweren akuten Arsenvergiftung können Ärzte das giftige Halbmetall durch sogenannte Chelatbildner ausleiten. Oft kommen dazu noch Darmspülung, Aktivkohle und Blutwäsche.
Haben Sie eine chronische Arsenvergiftung, ist die wichtigste Maßnahme: den Auslöser herausfinden und zukünftig vermeiden.
Die Entgiftungsfunktion Ihres Körpers können Sie unterstützen, indem Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen achten.
Quellen
[1] World Health Organization, „Arsenic“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/arsenic. [Zugegriffen: 28-Okt-2019].
[2] U. K. Chowdhury u. a., „Groundwater arsenic contamination in Bangladesh and West Bengal, India.“, Environ. Health Perspect., Bd. 108, Nr. 5, S. 393–397, Mai 2000.
[3] M. Richter, „Arsen im Feinstaub“, Umweltbundesamt, 18-Mai-2017. [Online]. Verfügbar unter: http://www.umweltbundesamt.de/arsen-im-feinstaub. [Zugegriffen: 02-Okt-2018].
[4] Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und Fecher, P., „Lebensmittel : Basmati-Reis“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_15_getreide/ue_2013_arsen_reis.htm. [Zugegriffen: 28-Okt-2019].
[5] S. L. Raehsler, R. S. Choung, E. V. Marietta, und J. A. Murray, „Accumulation of Heavy Metals in People on a Gluten-Free Diet“, Clin. Gastroenterol. Hepatol., Bd. 16, Nr. 2, S. 244–251, Feb. 2018.
[6] Wegner, R., „Vergiftungen durch Schwermetalle und Arsen“, Internist, Bd. 2002, Nr. 43, S. 818–827.
[7] U. Gundert-Remy u. a., „High exposure to inorganic arsenic by food: the need for risk reduction“, Arch. Toxicol., Bd. 89, Nr. 12, S. 2219–2227, Dez. 2015.
[8] „Dietary exposure to inorganic arsenic in the European population“, EFSA J., Bd. 12, Nr. 3, S. 3597, März 2014.
[9] Quansah Reginald u. a., „Association of Arsenic with Adverse Pregnancy Outcomes/Infant Mortality: A Systematic Review and Meta-Analysis“, Environ. Health Perspect., Bd. 123, Nr. 5, S. 412–421, Mai 2015.
[10] Verbraucherzentrale, „Arsen in Reis - Was ist bei Säuglingen und Kleinkindern zu beachten“, Verbraucherzentrale.de. [Online]. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/arsen-in-reis-was-ist-bei-saeuglingen-und-kleinkindern-zu-beachten-12119. [Zugegriffen: 08-Nov-2019].
[11] E. Amster, A. Tiwary, und M. B. Schenker, „Case Report: Potential Arsenic Toxicosis Secondary to Herbal Kelp Supplement“, Environ. Health Perspect., Bd. 115, Nr. 4, S. 606–608, Apr. 2007.
[12] Verbraucherzentrale, „Schadstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln“, Verbraucherzentrale.de. [Online]. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/schadstoffe-in-nahrungsergaenzungsmitteln-13360. [Zugegriffen: 11-Nov-2019].
[13] A. F. Holleman, E. Wiberg, und N. Wiberg, Lehrbuch der anorganischen Chemie. Walter de Gruyter, 2007.
[14] C. Schroeder und T. Arndt, „Problematik, Klinik und Beispiele der Spurenelementvergiftung - Arsen“, S. 13.
[15] M. J. Kosnett, „The Role of Chelation in the Treatment of Arsenic and Mercury Poisoning“, J. Med. Toxicol., Bd. 9, Nr. 4, S. 347–354, Dez. 2013.
[16] IARC, ARSENIC AND ARSENIC COMPOUNDS - Working Group on the Evaluation of Carcinogenic Risk to Humans. International Agency for Research on Cancer, 2012.
[17] Y.-S. Hong, K.-H. Song, und J.-Y. Chung, „Health Effects of Chronic Arsenic Exposure“, J. Prev. Med. Pub. Health, Bd. 47, Nr. 5, S. 245–252, Sep. 2014.
[18] G. López-Abente, J. Locutura-Rupérez, P. Fernández-Navarro, I. Martín-Méndez, A. Bel-Lan, und O. Núñez, „Compositional analysis of topsoil metals and its associations with cancer mortality using spatial misaligned data“, Environ. Geochem. Health, Bd. 40, Nr. 1, S. 283–294, Feb. 2018.
[19] M. E. Sears, „Chelation: Harnessing and Enhancing Heavy Metal Detoxification—A Review“, Sci. World J., Bd. 2013, Apr. 2013.
[20] A. K. Upadhyay, N. K. Singh, R. Singh, und U. N. Rai, „Amelioration of arsenic toxicity in rice: Comparative effect of inoculation of Chlorella vulgaris and Nannochloropsis sp. on growth, biochemical changes and arsenic uptake“, Ecotoxicol. Environ. Saf., Bd. 124, S. 68–73, Feb. 2016.
[21] S. J. S. Flora, A. Mehta, und R. Gupta, „Prevention of arsenic-induced hepatic apoptosis by concomitant administration of garlic extracts in mice“, Chem. Biol. Interact., Bd. 177, Nr. 3, S. 227–233, Feb. 2009.
[22] „ACMT - Post-Chelator Challenge Urinary Metal Testing“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.acmt.net/cgi/page.cgi/_zine.html/Position_Statements/Post-Chelator_Challenge_Urinary_Metal_Testing. [Zugegriffen: 19-Nov-2019].
[23] „Was Napoleon Bonaparte Poisoned? | AMNH“, American Museum of Natural History. [Online]. Verfügbar unter: https://www.amnh.org/explore/news-blogs/on-exhibit-posts/was-napoleon-poisoned. [Zugegriffen: 11-Nov-2019].