Ureaplasmen, oder auch Ureaplasma, sind Bakterien. Als Teil der normalen menschlichen Flora kommen sie häufig im Genitalbereich und in den Atemwegen vor und werden durch ungeschützten Sex übertragen. Bei den meisten Menschen verursachen Ureaplasmen keine Beschwerden. In manchen Fällen vermehren sich die Bakterien aber stark. Eine Infektion mit Ureaplasmen bemerken Betroffene dann beispielsweise durch häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen und Schmerzen im Unterleib. Auch Rötungen und Entzündungen der Genitalien sind möglich. Wenn eine Ureaplasmen-Infektion nicht behandelt wird, kann sie unfruchtbar machen und bei Schwangeren zu Geburtskomplikationen führen.
Lesen Sie in diesem Artikel, woran Sie eine Infektion mit Ureaplasmen erkennen, wie sie behandelt wird und mit welchen Maßnahmen Sie sich schützen können.
Ureaplasmen im Überblick
- Ureaplasmen sind Bakterien, die sich bei vielen gesunden Menschen in der Schleimhaut im Urogenitaltrakt ansiedeln. Die Bakterien leben normalerweise im Einklang mit anderen Mikroorganismen im Körper und verursachen keine Beschwerden.
- Ureaplasmen werden häufig durch Sex übertragen. Auch eine Infektion über Blut und Speichel ist möglich.
- In seltenen Fällen vermehren sich die Bakterien stark. Betroffene haben dann Beschwerden wie Rötungen und Entzündungen im Genitalbereich, Schmerzen beim Urinieren, häufigen Harndrang und Unterleibsschmerzen. Wird eine Ureaplasmen-Infektion nicht behandelt, kann es zu Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftskomplikationen kommen.
- Zur Diagnose entnehmen Ärzt*innen eine Gewebeprobe oder einen Abstrich. Eine Infektion wird mit Antibiotika behandelt.
- Sie können das Risiko für Beschwerden durch Ureaplasma verringern, indem Sie beim Sex Kondome benutzen, sich regelmäßig auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen und bei Beschwerden eine*n Ärzt*in aufsuchen.
Was ist sind Ureaplasmen?
Ureaplasmen sind winzig kleine Bakterien, die bei vielen gesunden Menschen als normaler Bestandteil der Schleimhautflora im sogenannten Urogenitaltrakt leben. Also vor allem in der Vagina oder in der Harnröhre. Seltener findet man Ureaplasmen auch in den Atemwegen [1].
Ureaplasmen-Bakterien werden in zwei Arten unterteilt, nämlich in Ureaplasma urealyticum und Ureaplasma parvum. Aktuell gehen Wissenschaftler*innen davon aus, dass vor allem Ureaplasma-urealyticum-Bakterien Probleme machen können, wenn sie sich stark vermehren [2].
Fachleute vermuten, dass bis zu 90 Prozent aller sexuell aktiven Frauen Ureaplasmen im Körper haben, ohne dass die Bakterien Beschwerden verursachen. Bei Männern kommen Ureaplasmen seltener vor. Bis zu 20 Prozent der sexuell aktiven Männer haben Ureaplasmen im unteren Genitaltrakt [3].
Dass wir von Ureaplasmen in der Regel nicht krank werden, liegt vermutlich daran, dass sie im Gleichgewicht mit anderen Mikroorganismen im Körper leben. Gerät dieses Gleichgewicht durcheinander, können sich Ureaplasmen aber stark vermehren und dabei Schmerzen und Entzündungen auslösen. Was genau das Ungleichgewicht auslöst, ist noch nicht geklärt. Forschende vermuten beispielsweise, dass andere Infektionen, Medikamente wie Antibiotika oder Veränderungen im Immunsystem es ermöglichen, dass sich Ureaplasmen ausbreiten.
Ansteckung: Wie werden Ureaplasmen übertragen?
Die meisten Menschen stecken sich durch ungeschützten Sex mit Ureaplasmen an. Deswegen zählt man Ureaplasmen-Infektionen auch zu den Geschlechtskrankheiten, kurz STI (Sexually Transmitted Infections) genannt.
Studien zeigen, dass vaginale Infektionen mit Ureaplasmen bei Frauen mit mehreren Sexualpartner*innen häufiger auftreten. Ärzt*innen schließen außerdem nicht aus, dass Menschen sich gegenseitig über Blut und Speichel anstecken können [4]
Symptome: Wie bemerke ich eine Ureaplasmen-Infektion?
Wenn sich Ureaplasmen stark vermehren, können sich bestimmte Gesundheitsprobleme und Symptome entwickeln.
Viele Menschen bemerken eine Ureaplasmen-Infektion nicht, weil sie keine Beschwerden verursacht. Die Bakterien werden beispielsweise nur entdeckt, weil Betroffene ungewollt kinderlos bleiben und Ärzt*innen nach Ursachen dafür forschen.
Unfruchtbarkeit
Studien deuten darauf hin, dass Ureaplasmen bei Männern die Anzahl und Beweglichkeit der Spermien beeinflussen und somit das Risiko für Unfruchtbarkeit erhöhen können [5].
Bei Frauen können die Bakterien eine Infektion auslösen, die eine Schwangerschaft erschwert. Bleibt ein Kinderwunsch unerfüllt, finden Ärzt*innen bei ihnen häufiger Ureaplasma urealyticum [6]. Fachleute empfehlen daher, dass ungewollt kinderlose Menschen auf Ureaplasmen getestet und gegebenenfalls behandelt werden.
Bei manchen Betroffenen ruft eine Ureaplasmen-Infektion auch Schmerzen und Entzündungen hervor. Symptome treten dann etwa zehn bis 14 Tage nach der Ansteckung auf [4].
Symptome einer Ureaplasmen-Infektion bei Männern
Wenn Männer sich mit Ureaplasmen infiziert haben, sind folgende Beschwerden möglich [4], [7]:
- Brennen in der Harnröhre
- Schmerzen beim Urinieren
- Häufiger Harndrang
- Ungewöhnlicher, entweder klarer oder trüber Ausfluss aus dem Penis
- Rötungen und Entzündungen im Genitalbereich
- Unterleibsschmerzen
Wenn die Ureaplasmen-Infektion nicht behandelt wird, kann sie verschiedene Erkrankungen an den Harn- und Geschlechtsorganen verursachen. Harnröhre, Blase, Prostata, Hoden und Nieren können sich entzünden. Eine Hodenentzündung kann im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit des Mannes führen.
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Symptome einer Ureaplasma-Infektion bei Frauen
Wenn Frauen sich mit Ureaplasmen infiziert haben, leiden sie manchmal unter folgenden Beschwerden [4], [7]:
- Rötungen und Entzündungen im Genitalbereich
- Schmerzen beim Urinieren
- Häufiger Harndrang
- Ungewöhnlicher, übelriechender Ausfluss
- Unterleibsschmerzen
Wenn die Ureaplasma-Infektion nicht behandelt wird, siedeln sich die Bakterien im Genitaltrakt an. Betroffene erkranken dann beispielsweise an einer Blasenentzündung, Gebärmutterhalsentzündung oder an einer bakteriellen Vaginose (Bakterienbesiedlung der Scheide). Eine mögliche Spätfolge ist die Unfruchtbarkeit.
Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt
Wenn Schwangere mit Ureaplasmen infiziert sind, können sich diese in seltenen Fällen stark ausbreiten. Dann sind Komplikationen möglich, denn die Bakterien können während der Schwangerschaft oder der Geburt auf das Baby übergehen [7].
Wenn der Fötus vor der Geburt infiziert wird, kann es zum vorzeitigen Blasensprung, Fehlgeburt, Frühgeburt oder zur Totgeburt kommen.
Zu früh geborene Babys sind vermutlich anfälliger für Ureaplasmen als reif geborene Babys. Wenn sie infiziert werden, könnten Ureaplasmen bei ihnen eine Lungenentzündung, eine Hirnhautentzündung (Meningitis), eine Lungenverletzung und Atemprobleme auslösen [8].
Gut zu wissen: Wenn bei Schwangeren in der Vorsorgeuntersuchung eine Ureaplasmen-Infektion festgestellt wird, die Beschwerden verursacht, können Ärzt*innen Antibiotika verschreiben, die Mutter und Baby gut vertragen. Dadurch verringert sich das Risiko für Komplikationen deutlich.
Diagnose: Wie wird eine Ureaplasmen-Infektion festgestellt?
Ärzt*innen untersuchen nicht standardmäßig auf Ureaplasmen. Wenn Betroffene unter typischen Beschwerden leiden, schließen sie zunächst andere in Frage kommende Geschlechtskrankheiten und Erkrankungen aus.
Zur Diagnose von Ureaplasmen nehmen Ärzt*innen dann eine Gewebeprobe oder einen Abstrich, der in einem Labor getestet wird. Die Biopsie oder der Abstrich kann aus der Vagina, der Gebärmutterschleimhaut und der Harnröhre entnommen werden. Auch Urintests sind möglich.
Die Ureaplasmen können im Labor über spezielle Nährmedien, auf denen die Bakterien wachsen, nachgewiesen werden – diese Analyse dauert lange. Eine andere Möglichkeit ist der PCR-Test. Dabei wird das Erbmaterial des Bakteriums vervielfältigt. Dadurch können Fachleute Ureaplasmen zuverlässig nachweisen, auch wenn erst wenige von ihnen vorhanden sind [9].
Therapie: Wie wird eine Ureaplasmen-Infektion behandelt?
Ob bei einer Ureaplasmen-Infektion behandelt werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ärzt*innen empfehlen Betroffenen eine Behandlung, wenn eine oder mehrere Umstände zusammenkommen:
- In der Probe wurden ungewöhnlich viele Ureaplasmen nachgewiesen
- Die betroffene Person zeigt Symptome
- Die Bakterien haben bereits eine Entzündung im Körper ausgelöst (Anzahl der weißen Blutkörperchen ist erhöht)
- Die betroffene Person leidet unter weiteren Erkrankungen
Bei Frauen sind Ureaplasmen Bestandteil der normalen Scheidenflora. Das heißt, sie lösen selten Symptome aus und müssen daher in der Regel auch nicht behandelt werden. Bei Männern führt eine Ureaplasmen-Infektion häufiger zu Problemen und muss therapiert werden [10].
Gegen Ureaplasmen-Infektionen verschreiben Ärzt*innen Antibiotika. Da Ureaplasmen keine Zellwand besitzen, wirken viele Antibiotika nicht. Denn Standard-Antibiotika wie Penicillin greifen die Zellwände von Bakterien an und töten sie so ab. Gegen Ureaplasmen kommen daher spezielle Antibiotika wie Tetrazykline, Makrolide und Chinolone in Frage.
Da Ureaplasmen Resistenzen gegen Antibiotika ausbilden können, empfehlen viele Ärzt*innen den Betroffenen, sich nach der Behandlung noch einmal untersuchen zu lassen. So können sie kontrollieren, ob das Antibiotikum auch alle der Bakterien abgetötet hat [9].
Wie schütze ich mich vor einer Ureaplasmen-Infektion?
Ureaplasmen kommen im Urogenitaltrakt von vielen gesunden Menschen vor. Die Bakterien leben meistens im Einklang mit anderen Mikroorganismen im Körper und verursachen selten Beschwerden. Die meisten Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens über Sex mit Ureaplasmen an. Auch Blut und Speichel könnten mögliche Übertragungswege sein. Da sich sogar Babys schon während der Geburt infizieren können, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Sie bereits Ureaplasmen im Körper haben.
Sie können das Risiko für Beschwerden und Spätfolgen durch Ureaplasmen verringern, wenn Sie beim Sex Kondome benutzen und regelmäßige Check-Ups bei Ärzt*innen machen. Wenn Sie sexuell aktiv und in keiner monogamen Beziehung leben, lassen Sie sich bei Beschwerden auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) testen. Und zwar spätestens dann, wenn Sie mindestens eines der oben genannten Symptome bemerken. Wenden Sie sich dafür an eine urologische oder gynäkologische Praxis.
Schwangere Frauen sollten alle Termine zur Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen und ungewöhnliche Symptome mit ihrer*m Gynäkolog*in besprechen. Dadurch können Ärzt*innen Komplikationen für Mutter und Kind vermeiden [11].
Quellen
[1] A. Peretz u. a., „Mycoplasma and Ureaplasma carriage in pregnant women: the prevalence of transmission from mother to newborn“, BMC Pregnancy and Childbirth, Bd. 20, Nr. 1, S. 456, Aug. 2020, doi: 10.1186/s12884-020-03147-9.
[2] H. Moi, K. Blee, und P. J. Horner, „Management of non-gonococcal urethritis“, BMC Infectious Diseases, Bd. 15, Nr. 1, S. 294, Juli 2015, doi: 10.1186/s12879-015-1043-4.
[3] D. Balsyte, „Vaginale Abstriche in der Schwangerschaft – welches Screening, wann und warum?“, Springer Medizin, Februar 2023. https://www.springermedizin.de/infektionen-der-vagina/fruehgeburten/vaginale-abstriche-in-der-schwangerschaft-welches-screening-wann/23895976 (zugegriffen 5. Juli 2023).
[4] „Mykoplasmen & Ureaplasmen“, Urologie Stadtzentrum. https://www.urologie-stadtzentrum.de/mykoplasmen/ (zugegriffen 5. Juli 2023).
[5] C. Huang, H. l. Zhu, K. r. Xu, S. y. Wang, L. q. Fan, und W. b. Zhu, „Mycoplasma and ureaplasma infection and male infertility: a systematic review and meta-analysis“, Andrology, Bd. 3, Nr. 5, S. 809–816, 2015, doi: 10.1111/andr.12078.
[6] A. Gupta, A. Gupta, S. Gupta, A. Mittal, P. Chandra, und A. K. Gill, „Correlation of mycoplasma with unexplained infertility“, Arch Gynecol Obstet, Bd. 280, Nr. 6, S. 981–985, Dez. 2009, doi: 10.1007/s00404-009-1042-z.
[7] P. Kokkayil und B. Dhawan, „Ureaplasma: current perspectives“, Indian J Med Microbiol, Bd. 33, Nr. 2, S. 205–214, 2015, doi: 10.4103/0255-0857.154850.
[8] K. E. Sprong, M. Mabenge, C. A. Wright, und S. Govender, „Ureaplasma species and preterm birth: current perspectives“, Crit Rev Microbiol, Bd. 46, Nr. 2, S. 169–181, März 2020, doi: 10.1080/1040841X.2020.1736986.
[9] „S2 Leitlinie: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik und Therapie“. August 2018. Zugegriffen: 6. Juli 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/059-006l_S2k_Sexuell-uebertragbare-Infektionen-Beratung-Diagnostik-Therapie-STI_2019-09.pdf
[10] Frauenärzte im Netz, „Ureaplasmen“. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/glossar/begriff/ureaplasmen/ (zugegriffen 6. Juli 2023).
[11] Centers for Disease Control and Prevention, „How You Can Prevent Sexually Transmitted Diseases“, 22. Februar 2023. https://www.cdc.gov/std/prevention/default.htm (zugegriffen 10. Juli 2023).