Eine ungesunde Ernährung mit viel Fett und Zucker, gleichzeitig zu wenig Bewegung – das sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Hauptgründe dafür, dass immer mehr Menschen zu viele Kilos auf die Waage bringen. Weltweit waren im Jahr 2016 bereits mehr als 1,9 Milliarden Erwachsene übergewichtig, 650 Millionen davon fettleibig [1].
In Europa sind derzeit 53 Prozent der Erwachsenen übergewichtig – damit gilt mehr als die Hälfte der Europäer*innen als zu dick. Männer sind stärker betroffen: Im EU-Durchschnitt war der Anteil der Übergewichtigen unter Männern im Jahr 2019 mit 60 Prozent deutlich höher als unter Frauen (46 Prozent) [2].
Fachleuten bereitet dieser Trend große Sorgen, denn Übergewicht erhöht das Risiko für verschiedene Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Übergewicht führt langfristig auch zu Gelenk- und Rückenproblemen. Neben körperlichen Beschwerden leiden viele Betroffene auch psychisch unter ihrem Übergewicht und Mobbing [1].
Kurzübersicht Übergewicht
- Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Europa sind zu dick. Als übergewichtig gelten Erwachsene mit einem BMI ab 25 kg/m2. Entscheidend ist dabei, wo die überschüssigen Fettpolster sitzen. Menschen mit viel Bauchfett haben ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen.
- Durch Übergewicht steigt das Risiko für Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, sowie für Gelenk- und Rückenprobleme.
- Übergewicht kann mit erblicher Veranlagung oder psychischen Problemen zu tun haben, liegt aber oft an einer zu fett- und zuckerreichen Ernährung und mangelnder Bewegung.
- Fehlende Ausdauer, Kurzatmigkeit, schnelle Erschöpfung, hoher Puls und Schwitzen können Anzeichen für Übergewicht sein.
- Verhaltensänderungen, eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung sind die wichtigsten Maßnahmen, um überschüssige Kilos loszuwerden.
Was ist Übergewicht?
Nach der gängigen Definition bedeutet Übergewicht, dass ein Mensch einen Körperfettanteil hat, der über dem üblichen Maß liegt [1]. Ob die überschüssigen Fettpolster gesundheitlich bedenklich sind, hängt unter anderem davon ab, wo am Körper sie sich befinden. Fachleute unterscheiden daher zwei Fettverteilungstypen:
- Androider Typ („Apfeltyp“): Die Fettpolster sitzen hauptsächlich an Bauch und Taille.
- Gynoider Typ („Birnentyp“): Das überschüssige Fett lagert sich vor allem an Gesäß und Beinen an.
Apfeltypen haben ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen als Birnentypen, denn das Fett an Gesäß und Oberschenkeln ist für den Körper weniger schädlich [3]. Übergewicht erkennen: Ab wann bin ich übergewichtig?
Um Übergewicht festzustellen und das zugehörige Gesundheitsrisiko einzuschätzen, gibt es verschiedene Methoden. Weltweit anerkannt und einfach zu messen ist der Body Mass Index (BMI). Dazu berechnet man das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße [1].
Hier eine Beispielrechnung: Der BMI einer 1,65 m großen Frau mit 75 kg beträgt 27,5 kg/m².
75 kg
——————–
1,65 m x 1,65 m
Erwachsene mit einem BMI ab 25 kg/m2 gelten als übergewichtig. Ab einem BMI von 30 kg/m2 spricht man von Fettleibigkeit (Adipositas).
Wollen Sie Ihren BMI berechnen? Hier geht´s zum BMI-Rechner der Deutschen Adipositas Gesellschaft!
Wichtig: Der BMI dient bei der Einschätzung von Übergewicht nur als grobe Orientierung, denn er sagt nichts über das Alter, das Geschlecht, die Fettverteilung und die Muskelmasse eines Menschen aus. Sehr sportliche Menschen können beispielsweise einen erhöhten BMI haben, ohne dass sie übergewichtig sind [3].
Ärzt*innen bestimmen daher neben dem BMI das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang (Waist-to-hip-ratio, WHR). Mit der WHR lässt sich genauer ermitteln, wie das Körperfett verteilt ist: Liegt die WHR über 0,85 bei Frauen oder über 1,0 bei Männern, gehört man zum Apfeltyp. Liegt er darunter, spricht man vom Birnentyp [4].
Wieviel Kilogramm Übergewicht ist okay? Jeder Mensch ist anders, daher kann man diese Frage nicht pauschal beantworten. Wenn Sie aufgrund Ihres errechneten BMI verunsichert sind, suchen Sie am besten Ihre Hausarztpraxis auf. Dort können Sie umfassend untersucht und beraten werden.
Ursachen: Wie entsteht Übergewicht?
Übergewicht entsteht, wenn Ihr Körper langfristig mehr Energie, sprich Kalorien, bekommt, als er verbraucht. Den Energieüberschuss speichert der Körper in Form von Fettreserven.
Weltweit essen immer mehr Menschen hochverarbeitete, industriell gefertigte Lebensmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt. Gleichzeitig bewegen sich die Menschen immer weniger: Zahlreiche Berufstätige haben eine (überwiegend) sitzende Tätigkeit. Die täglichen Wege legen viele mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Die Freizeit verbringen viele heute hauptsächlich vor dem Fernseher, Handy oder Computer [1].
Ungesundes Essen gepaart mit zu wenig Bewegung sind laut WHO die Hauptgründe für Übergewicht. Die Wissenschaft hat aber noch weitere mögliche Auslöser im Visier. Dazu zählen beispielsweise:
- Die genetische Veranlagung: Sie beeinflusst unter anderem das Hunger- und Sättigungsgefühl, den Energieverbrauch und die Speicherkapazität von Bauchfett [5], [6].
- Psychische Faktoren: Stress und Schlafmangel lassen den Insulinspiegel steigen, was dazu führen kann, dass der Körper weniger Fett abbaut. Manche Menschen mit Kummer, Stress oder Frustration belohnen sich zudem mit Essen oder leiden unter Essstörungen [7].
- Gesellschaftliche Faktoren: Fehlen die finanziellen Mittel, können die Menschen das nötige Geld für gesunde Lebensmittel und einige Sportarten oft nicht aufbringen. Studien legen nahe, dass Menschen aus ärmeren Verhältnissen über gesunde Ernährung nicht ausreichend informiert sind [8].
- Andere Erkrankungen oder Medikamente: Erkrankungen mit hormonellen Störungen (wie Schilddrüsenunterfunktion) begünstigen Übergewicht. Manche Frauen sind vom Lipödem betroffen, einer Fettverteilungsstörung an Hüften, Po und Beinen [9]. Medikamente wie die Pille, Antidepressiva oder Antiallergika steigern den Appetit [10].
Mehr Infos zum Thema Symptome der Schilddrüsenunterfunktion oder Abnehmen mit Schilddrüsenunterfunktion finden Sie in unserem Gesundheitsportal.
Typische Symptome bei Übergewicht
Es gibt keine spezifischen Symptome, die mit Übergewicht einhergehen [11]. Je größer das Übergewicht, desto mehr sind Betroffene allerdings in ihrem Alltag eingeschränkt. Bei körperlicher Anstrengung ist das Herz-Kreislauf-System dann schneller überfordert. Symptome dafür sind beispielsweise [12]:
- Fehlende Ausdauer, Kurzatmigkeit
- Schnelle Erschöpfung
- Beschleunigter Puls
- Schwitzen
Außerdem haben Übergewichtige nachts öfter mal kurze Atemaussetzer (Schlafapnoe) oder schnarchen. Je höher das Übergewicht, desto eher leiden Betroffene unter Hüft-, Knie- und Rückenschmerzen, weil Knochen und Gelenke sich schneller abnutzen [13].
Folgen: Warum Übergewicht krankmacht
Ihr Gewicht alleine muss kein Gesundheitsrisiko sein. Wenn Ihr BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 liegt, aber gleichzeitig keine anderen Erkrankungen oder auffällige Untersuchungsergebnisse vorliegen, sind Ihre Lebensqualität und Ihre Lebenserwartung wahrscheinlich nicht eingeschränkt. Ärzt*innen werden Ihnen aber trotzdem empfehlen, nicht weiter zuzunehmen [10].
Denn Übergewicht kann dazu beitragen, dass bestimmte Krankheiten entstehen. Dazu zählen beispielsweise:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck)
- Diabetes Typ 2
- Muskel-Skelett-Erkrankungen (insbesondere Arthrose)
- Einige Krebsarten (wie Gebärmutter-, Brust-, Eierstock-, Prostata-, Leber-, Gallenblasen-, Nieren- und Darmkrebs)
Studien zeigen, dass das Risiko für diese Begleit- und Folgeerkrankungen mit Höhe und Dauer des Übergewichtes ansteigt [1].
Wichtig für die Beurteilung des Gesundheitsrisikos ist auch, wo bei Übergewichtigen die Fettpolster sitzen. Apfeltypen (also mit Fettdepots an Bauch und Taille) sind stärker gefährdet als Birnentypen: Fachleute haben herausgefunden, dass überschüssiges Bauchfett das Hormon- und Immunsystem und den Stoffwechsel Ihres Körpers beeinträchtigen kann. Offenbar ist bei Betroffenen die Funktion der Fettzellen und ihr Informationsaustausch mit anderen Organen gestört. Das kann zu Entzündungen, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten (wie Diabetes) führen [11].
Interessant: Ärzt*innen fanden in einer Studie mit über 15.000 Männern und Frauen heraus, dass das Risiko, an Erkrankungen zu sterben, die mit Übergewicht zusammenhängen, nicht mit dem BMI in Wechselbeziehung steht, sondern mit dem Taille-Hüft-Verhältnis (WHR). So hat ein 50-Jähriger mit einem BMI von 22 und "Bierbauch" laut dieser Studie ein doppelt so hohes Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre zu sterben, als ein Gleichaltriger mit einem BMI von 33 und wenig Bauchfett [14].
Übergewicht: Ab wann muss ich abnehmen?
Ärzt*innen raten Übergewichtigen abzunehmen, wenn Betroffene einen BMI von 30 kg/m2 oder mehr haben, also bereits als adipös gelten.
Wer einen BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 hat, sollte abnehmen, wenn gleichzeitig eines oder mehrere der folgenden gesundheitlichen Probleme festgestellt wurden [15]:
- Eine übergewichtsbedingte Gesundheitsstörung (wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2)
- Eine vermehrte Ansammlung von Fett in der Gürtelregion (Apfeltyp)
- Erkrankungen, die durch Übergewicht verschlimmert werden (z.B. Gelenk- und Rückenleiden)
- Ein hoher psychischer oder sozialer Leidensdruck von Betroffenen
Übergewicht abbauen: So können Sie gesund abnehmen!
Wenn Sie abnehmen möchten, sollten Sie an den drei wichtigsten Angelpunkten ansetzen: Ernährung, Bewegung und Verhalten [16].
Wer mehr Energie durch Bewegung und Sport verbraucht, als er aufnimmt, erzeugt ein Kaloriendefizit und nimmt automatisch ab. Regelmäßige Bewegung und Sport aktivieren den Stoffwechsel und kurbeln die Fettverbrennung an. Diesen Prozess unterstützen Sie, indem Sie gesund und ausgewogen essen. Möglichst frische und unverarbeitete Lebensmittel versorgen den Körper nicht nur mit Energie, sondern halten ihn auch lange satt und verhindern Heißhungerattacken.
Zum Weiterlesen: In unserem Artikel über Abnehmen und Diät finden Sie unsere 11 Tipps zum nachhaltigen Abnehmen! In unserem Gesundheitsportal unter der Rubrik Ernährung – Fitness informieren wir Sie über alles, was Sie rund um Ernährung und eine erfolgreiche Ernährungsumstellung sowie Sport und Fitness wissen müssen.
Außerdem sollten Sie Ihre Gewohnheiten und Ihr Verhalten in bestimmten Situationen einmal hinterfragen. Beobachten Sie, in welchen Phasen Sie essen und ob das vielleicht mit Stress zusammenhängt – oder ob Sie sich gerne mit Essen belohnen. Schlafen sie gut und ausreichend? Oder versucht Ihr Körper eventuell, die fehlende Energie über die Nahrung auszugleichen?
Lesen Sie spannende Artikel zum Thema Schlaf und Stress – und wie sich das auf den Körper und das Gewicht auswirken kann.
Gut zu wissen: Viele Krankenkassen unterstützen ihre Mitglieder beim gesunden Abnehmen und erstatten einen Großteil der Gebühren von Kursen rund um Ernährung, Sport oder Stressmanagement [17]. Informieren Sie sich am besten direkt bei Ihrer Krankenkasse.
Quellen
[1] World Health Organization (WHO), „Obesity and overweight“, 9. Juni 2021. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight (zugegriffen 5. Januar 2023).
[2] Europäische Kommission, Eurostat, „Statistics | Eurostat“, BMI, nach Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss, 24. Oktober 2022. https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/HLTH_EHIS_BM1E__custom_1239277/bookmark/table?lang=de&bookmarkId=9788b851-2313-410c-9a8a-5a03c0f068e9 (zugegriffen 9. Januar 2023).
[3] Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V., „Definition von Übergewicht und Adipositas“. https://adipositas-gesellschaft.de/ueber-adipositas/definition-von-adipositas/ (zugegriffen 10. Januar 2023).
[4] D. Korczak und C. Kister, Wirksamkeit von Diäten zur nachhaltigen Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Adipositas. DIMDI, 2013. doi: 10.3205/HTA000112L.
[5] W. Langhans, „Hunger und Sättigung“, Ernährungsumschau, Bd. Fort-Weiterbildung | Hunger und Sättigung, Nr. 10/10, S. 550–558, 2010.
[6] A. Vegiopoulos, M. Rohm, und S. Herzig, „Adipose tissue: between the extremes“, EMBO J, Bd. 36, Nr. 14, S. 1999–2017, Juli 2017, doi: 10.15252/embj.201696206.
[7] Universitätsmedizin Leipzig/ und IFB AdipositasErkrankungen, „Ursachen | IFB AdipositasErkrankungen“. https://www.ifb-adipositas.de/adipositas/ursachen (zugegriffen 10. Januar 2023).
[8] T. Lampert und B. Kuntz, „Auswirkungen von Armut auf den Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse aus KiGGS Welle 2“, Bundesgesundheitsbl, Bd. 62, Nr. 10, S. 1263–1274, Okt. 2019, doi: 10.1007/s00103-019-03009-6.
[9] „Lipödem - Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie DGPL – Venenheilkunde“. https://www.phlebology.de/patienten/venenkrankheiten/lipoedem/ (zugegriffen 16. Januar 2023).
[10] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), „So kommt es zu Übergewicht“, Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, 10. März 2021. https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/gewicht/uebergewicht-ursachen.html (zugegriffen 10. Januar 2023).
[11] National Heart, Lung, and Blood Institute, „Overweight and Obesity - Symptoms and Diagnosis | NHLBI, NIH“, 24. März 2022. https://www.nhlbi.nih.gov/health/overweight-and-obesity/symptoms (zugegriffen 11. Januar 2023).
[12] „Übergewicht (Fettsucht/Adipositas) » Symptome & Krankheitsbild » Kinderaerzte-im-Netz“, 4. Februar 2022. https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/uebergewicht-fettsuchtadipositas/symptome-krankheitsbild/ (zugegriffen 11. Januar 2023).
[13] S. Mandel, „Symptome von Adipositas“, Ihr Ratgeber Adipositas. https://www.adipositas.org/symptome-von-adipositas/ (zugegriffen 11. Januar 2023).
[14] K. R. Sahakyan u. a., „Normal-Weight Central Obesity: Implications for Total and Cardiovascular Mortality“, Ann Intern Med, Bd. 163, Nr. 11, S. 827–835, Dez. 2015, doi: 10.7326/M14-2525.
[15] Deutsche Adipositas-Gesellschaft, SRH - Hochschule für Gesundheit, „Patientenleitlinie zur Diagnose und Behandlung der Adipositas“. 1. Januar 2019. Zugegriffen: 12. Januar 2023. ]Online]. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/050-001p_S3_Adipositas_Pr%C3%A4vention_Therapie_2019-01.pdf
[16] „Fragen und Antworten zu Adipositas, Bauchfett, Corona – Adipositas Gesellschaft“, März 2022. https://adipositas-gesellschaft.de/ueber-adipositas/fragen-und-antworten/ (zugegriffen 12. Januar 2023).
[17] Spitzenverband Bund der Krankenkassen, „Präventionsangebote der Krankenkassen - GKV-Spitzenverband“, 15. November 2022. https://www.gkv-spitzenverband.de/service/versicherten_service/praeventionskurse/primaerpraeventionskurse.jsp (zugegriffen 12. Januar 2023).