Die Struma, umgangssprachlich auch als Kropf bezeichnet, ist eine sehr häufige Schilddrüsenstörung, bei der die Schilddrüse sich vergrößert. In den meisten Fällen ist ein Jodmangel für die Struma verantwortlich [1]. Den versucht der Körper auszugleichen, indem er mehr Schilddrüsenzellen bildet.
Viele Betroffene bemerken eine Struma nicht. Erst wenn sie sehr groß geworden ist, wird sie am Hals sichtbar. Dann können auch Symptome wie Kloß-, Enge- oder Druckgefühl im Hals auftreten.
Lesen Sie in diesem Artikel, welche weiteren Symptome auf eine Struma hindeuten und wie sie festgestellt und behandelt wird. Außerdem erfahren Sie, wie Sie einem Kropf vorbeugen können.
Kurzübersicht: Struma (Kropf)
- Eine Struma oder ein Kropf ist eine vergrößerte Schilddrüse. Dabei stellt die Schilddrüse entweder zu wenige oder zu viele Hormone her. Die häufigste Ursache für eine Struma ist ein ernährungsbedingter Jodmangel.
- Viele Menschen bemerken eine Struma nicht, weil sie langsam wächst und erst spät Beschwerden verursacht. Wenn der Kropf groß genug ist, bekommen Betroffene Schluckbeschwerden oder ein Druck- und Engegefühl im Hals. Manchmal kann eine Struma auch Atemnot und Heiserkeit auslösen.
- Ein Kropf wird meistens zufällig während einer Untersuchung entdeckt. Ärzt*innen können eine Struma über das Abtasten des Halses und über eine Ultraschalluntersuchung feststellen. Die Schilddrüsenwerte und bestimmte Antikörper im Blut geben Hinweise auf die Ursache der Schilddrüsenvergrößerung.
- Eine Struma kann mit Medikamenten, mit Bestrahlung oder durch eine Operation behandelt werden.
- Mit einer ausreichenden Jodzufuhr über die Nahrung können Sie einem Kropf vorbeugen.
Was ist eine Struma?
Der Begriff „Struma“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Drüsenschwellung oder Geschwulst. Mit Struma meint man eine vergrößerte Schilddrüse, im Deutschen auch Kropf genannt. Bei einem Kropf ist entweder die gesamte Schilddrüse größer als normal (Struma diffusa) oder es bilden sich ein oder mehrere Knoten in der Schilddrüse (Struma nodosa) [2].
Was ist die Schilddrüse? Die Schilddrüse ist ein kleines, daumengroßes Organ und liegt im vorderen Halsbereich. Die Schilddrüse produziert die wichtigen Schilddrüsenhormone Thyroxin T3 und Trijodthyronin T4 und beeinflusst damit, wie schnell und reibungslos unser Stoffwechsel funktioniert [3].
Ursachen: Warum entsteht eine Struma?
Die häufigste Ursache für eine Struma ist Jodmangel. Die Schilddrüse benötigt Jod, um Schilddrüsenhormone herzustellen. Wenn die Schilddrüse nicht genügend Jod bekommt, versucht sie das vorhandene Jod möglichst effektiv zu nutzen und bildet mehr Schilddrüsenzellen. Das Gehirn schüttet das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) aus, um die Produktion von Hormonen anzuregen. Die Schilddrüsenzellen vergrößern sich dadurch, es entstehen neue Blutgefäße und neues Bindegewebe. Die Schilddrüse wird immer größer, ein Kropf entsteht [4].
Seltener verursachen Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow eine Struma. Hier bildet der Körper Antikörper, die das eigene gesunde Gewebe in der Schilddrüse angreifen und so zu Hormonstörungen führen. In sehr seltenen Fällen ist ein Tumor für eine Struma verantwortlich.
Weitere mögliche Ursachen für einen Kropf sind beispielsweise [4]:
- Hormonveränderungen während Schwangerschaft, Pubertät oder in den Wechseljahren
- Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis)
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Medikamente (wie Thyreostatika)
- Schilddrüsenautonomie (eine ungesteuerte Produktion von Schilddrüsenhormonen) oder unwirksame Schilddrüsenhormone (Hormonresistenz)
- Zysten und Verletzungen an der Schilddrüse
Welche Symptome gibt es bei einer Struma?
Die meisten Menschen mit einer Struma bemerken nichts davon, weil das Schilddrüsengewebe langsam über viele Jahrzehnte wächst. Die Vergrößerung schmerzt meistens nicht, ist lange nicht sichtbar oder kann kaum ertastet werden. Häufig wird der Kropf zufällig bei einer ärztlichen Untersuchung entdeckt.
Hat die Struma aber eine bestimmte Größe erreicht, spüren Betroffene häufig ein Kloß-, Enge- oder Druckgefühl am Hals, manchmal auch einen störenden Räusperzwang. Drückt die Schilddrüse auf die Speiseröhre, können Schluckstörungen entstehen. Drückt der Kropf auf die Luftröhre, können bei Betroffenen zusätzlich Atembeschwerden oder Luftnot auftreten [5].
Bei manchen Menschen mit einer Struma produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone. Betroffene bemerken dann Symptome der Schilddrüsenunterfunktion wie beispielsweise Müdigkeit, Frösteln, Verstopfung, Trägheit oder eine Gewichtszunahme. Seltener zeigen Menschen mit einem Kropf Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion, die Schilddrüse produziert also zu viele Hormone. Das kann zu ungewolltem Gewichtsverlust, Schwitzen und Unruhe führen.
Ist eine Struma gefährlich? Wenn Ihr Hals verdickt ist, sollten Sie sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen. Eine unbehandelte Struma kann dazu führen, dass die Schilddrüse unkontrolliert Hormone produziert. Mediziner*innen sprechen dann von einer funktionellen Autonomie, die lebensgefährlich werden kann. Außerdem kann sich aus einem Kropf nach einiger Zeit Schilddrüsenkrebs entwickeln. Das Risiko dafür beträgt etwa vier Prozent [6].
Wie wird eine Struma festgestellt?
Manchmal ertasten Betroffene einen Kropf selbst, häufig wird er zufällig bei einer Untersuchung entdeckt. Bei Verdacht auf eine Struma wird ein Ultraschall durchgeführt. Damit können Ärzt*innen die Größe der Struma genauer bestimmen und feststellen, ob sie Knoten gebildet hat.
Je nachdem wie stark die Schilddrüse vergrößert ist, wird die Struma nach Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in drei Struma-Grade und verschiedene Zwischenstufen unterschieden [5]:
- Grad 0: nur im Ultraschall feststellbar
- Grad 1: Vergrößerung tastbar
- Grad 1a: Tastbar und auch bei Rückwärtsneigung des Kopfes nicht sichtbar
- Grad 1b: Tastbar und nur bei Rückwärtsneigung des Kopfes sichtbar
- Grad 2: Tastbar und bei normaler Kopfhaltung sichtbar
- Grad 3: Sehr große Struma mit lokalen Beschwerden (wie Behinderung der Atmung)
Anschließend bestimmen Ärzt*innen die wichtigsten Schilddrüsenwerte (TSH, T3 und T4) im Blut. Die Menge der Hormone im Blut gibt Hinweise darauf, ob die Struma beispielsweise durch eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst wird. Auch bestimmte Antikörper im Blut können Hinweise auf die Ursache der Struma (wie Morbus Basedow) geben.
Wenn Ärzt*innen Schilddrüsenkrebs vermuten, entnehmen sie eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) der Struma und lassen sie genauer untersuchen [7].
Wie wird eine Struma behandelt?
In den meisten Fällen ist eine Struma nicht gefährlich, sollte aber immer behandelt werden. Das Ziel dabei ist, die Schilddrüse wieder zu verkleinern und die Ursache für den Kropf zu beheben.
Ärzt*innen können den Kropf – abhängig davon, wie groß er ist und ob er weiterwächst – mit Medikamenten (Jod, Schilddrüsenhormone) oder einer Bestrahlung mit radioaktivem Jod (Radiojodtherapie) behandeln.
Manchmal wird ein Teil der Schilddrüse in einer Operation entfernt. Das kann notwendig sein, wenn die Struma sehr groß ist, wenn sie Knoten enthält oder auf Luftröhre, Speiseröhre, Blutgefäße oder Stimmbandnerven drückt. Das restliche Schilddrüsengewebe im Körper kann nach der Operation weiterhin Hormone produzieren. Ist die Schilddrüse dagegen durch einen bösartigen Tumor vergrößert, entfernen Ärzt*innen meistens die gesamte Schilddrüse [8].
Ist eine Struma heilbar? In den meisten Fällen bildet sich eine Struma zurück, wenn Betroffene Jod und Schilddrüsentabletten (Levothyroxin) regelmäßig einnehmen. Um zu verhindern, dass sich ein Kropf erneut bildet, sollten Betroffene auch nach der Behandlung täglich 100 bis 150 Mikrogramm Jod einnehmen und sich regelmäßig untersuchen lassen [8].
Wie kann ich einem Kropf vorbeugen?
Sie können einem Kropf vorbeugen, indem Sie täglich ausreichend Jod über die Nahrung aufnehmen: Jugendliche und Erwachsene benötigen pro Tag etwa 200 Mikrogramm Jod. Gute Quellen sind Seefische, Meeresfrüchte, Milch, Milchprodukte, Eier und jodiertes Speisesalz [9].
Jod ist ein essentielles Spurenelement, das wir Menschen regelmäßig über die Nahrung aufnehmen müssen. In Europas Böden ist nur wenig Jod, daher enthalten viele Pflanzen und tierische Lebensmittel natürlicherweise auch kaum Jod. Seit Kochsalz mit Jod angereichert wird und auch die Hersteller von Lebensmitteln solches Jodsalz verwenden, hat sich die Jodversorgung in der Bevölkerung aber verbessert. Mehr zum Thema Jod in Lebensmitteln lesen Sie in unserem Gesundheitsportal [7].
Gut zu wissen: Meeresalgen können besonders viel Jod anreichern. Manche Algen enthalten jedoch zum Teil extrem hohe Jodmengen, die gesundheitliche Risiken bergen: Sie können die Schilddrüsenfunktion stören. Deshalb raten Fachleute von einem übermäßigen Verzehr von Algen oder Nahrungsergänzungsmitteln mit Algen ab. Wer sich vegan ernährt, greift besser nach Absprache mit Ärzt*innen zu Tabletten oder Nahrungsergänzungsmitteln, die eine definierte Jodmenge enthalten. Auch Schwangere und Stillende sollten ihre Ernährung ärztlich begleitet mit Jodtabletten ergänzen, da sie einen erhöhten Bedarf haben [10].
Quellen
[1] A. S. Can und A. Rehman, „Goiter“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2023. Zugegriffen: 22. August 2023. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK562161/
[2] Internisten im Netz, „Was ist ein Kropf?“, Internisten im Netz. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/kropf/was-ist-ein-kropf.html (zugegriffen 21. August 2023).
[3] H. U. Zieren, „Anatomie der Schilddrüse | Wo liegt eigentlich die Schilddrüse?“, Deutsches Schilddrüsenzentrum. https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/anatomie-der-schilddruese/ (zugegriffen 21. August 2023).
[4] Internisten im Netz, „Ursachen für einen Kropf“, Internisten im Netz. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/kropf/ursachen-fuer-einen-kropf.html (zugegriffen 21. August 2023).
[5] H. U. Zieren, „Schilddrüsenvergrößerung (Struma) | Ursachen und Symptome“, Deutsches Schilddrüsenzentrum. https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruesenerkrankungen/struma/ (zugegriffen 21. August 2023).
[6] Internisten im Netz, „Kropf: Auswirkungen & Komplikationen“. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/kropf/auswirkungen-komplikationen.html (zugegriffen 21. August 2023).
[7] Bundesministerium für Gesundheit, „Kropf (Struma): Ursachen und Vorbeugung“, 20. Dezember 2021. https://gesund.bund.de/kropf-struma (zugegriffen 21. August 2023).
[8] Internisten im Netz, „Behandlung beim Kropf“, Internisten im Netz. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/kropf/behandlung-beim-kropf.html (zugegriffen 22. August 2023).
[9] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V, „Jod“, DGE. http://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/ (zugegriffen 22. August 2023).
[10] Verbraucherzentrale NRW e.V., „Oft zu viel Jod in Meeresalgen-Produkten“, Verbraucherzentrale.de, 2. Juni 2023. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/oft-zu-viel-jod-in-meeresalgenprodukten-8540 (zugegriffen 22. August 2023).