Schlafprobleme, sogenannte Insomnien, sind weit verbreitet, vermutlich treten Symptome von ihnen bei jedem Dritten auf. Sie machen tagsüber müde, unkonzentriert und schlecht gelaunt und können das Risiko vieler Krankheiten erhöhen. Wir erklären, wie Sie bestimmte Schlafprobleme erkennen und was Sie dagegen tun können.
Schlafen und Träumen waren für uns Menschen lange ein Mysteriaum. Heute wissen wir schon einiges darüber was in unserem Gehirn passiert, während wir schlafen. Klar ist: Unser Gehirn braucht den Schlaf, um Informationen zu verarbeiten und Verknüpfungen zu erstellen. Treten Schlafprobleme auf, sind wir deswegen nicht nur schläfrig – unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit lässt nach. Dazu kommt, dass Schlafmangel zu Stress im Körper führt und den Blutdruck erhöhen kann. Schlechter Schlaf ist auf lange Sicht ein Risikofaktor für viele Krankheiten.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die verschiedenen Arten von Schlafproblemen, wie Insomnie, Narkolepsien, Schlafwandeln, Schlafapnoe und dem Restless-Legs-Syndrom. Wir erklären, wie es zu diesen Schlafproblemen kommt, wie Sie sie erkennen und was Sie jeweils tun können, um wieder erholsam durch die Nacht zu schlummern.
Warum ist Schlaf so wichtig?
Während wir schlafen, hat unser Köper nur zum Teil Auszeit. Unser Gehirn arbeitet nachts auf Hochtouren. Es verarbeitet die Dinge, die wir gesehen und erlebt haben, bildet neue Verknüpfungen und schafft so die Grundlage für Lernen und Erinnern. Unser Körper kann sich in der Tiefschlafphase regenerieren, Reparaturmechanismen heilen ihn von innen.
Kein Wunder, dass sich schlechter Schlaf so sehr auf die Gesundheit auswirkt. Er ist nicht nur unangenehm und lässt Sie müde durch den Tag gehen. Ungenügender Schlaf wirkt sich auch negativ auf Ihre Gesundheit aus und kann das Risiko von Krankheiten erhöhen.
Risiken von Schlaflosigkeit
Unter anderem stieg durch schlechten Schlaf in Studien das Risiko für Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit sowie für scherwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Herzinsuffizienz [1–3]. Fachleute sind zudem überzeugt, dass ein nicht-erholsamer Schlaf zur Entstehung psychischer Erkrankungen beiträgt. Menschen mit ernstzunehmenden Schlafproblemen scheinen ein deutlich erhöhtes Risiko aufzuweisen, Depressionen, Angsterkrankungen und Süchte zu entwickeln [4, 5]. Es gibt außerdem Hinweise, dass Schlafprobleme das Risiko für Diabetes mellitus und Übergewicht erhöhen [6, 7].
Dazu kommt, dass schlechter Schlaf und die daraus resultierende Schläfrigkeit und Unkonzentriertheit ein Unfallrisiko darstellen. Das klingt schlüssig: Wer unausgeschlafen ist, ist eher unachtsam und ungeschickt. Auch Studien zufolge haben Menschen mit Insomnie eine erhöhte Gefahr, Unfälle am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr zu verursachen [8].
Glaubt man einer neuen Studie, ist Schlaf vielleicht eines der besten Mittel gegen Erkältung. Die Forscher vermuten, dass ausreichender Schlaf die T-Zellen des Immunsystems unterstützt, die dann effektiver Viren und andere Erreger fernhalten können. Auf der anderen Seite schwäche Schlafmangel die Abwehrkräfte und mache einen Infekt wahrscheinlicher [9].
Die Phasen des Schlafs
Während wir schlafen, durchleben wir mehrmals einen rund 90-minütigen Zyklus aus verschiedenen Schlafphasen:
- Von der Einschlafphase gehen wir in den nicht-REM-Schlaf: die zwei Phasen des Leichtschlafs.
- Darauf folgen die zwei Phasen des Tiefschlafs, aus denen wir nur sehr schwer zu wecken sind.
- Danach kommt der REM-Schlaf, in dem wir lebhaft träumen. REM steht für rapid eye movement, für die schnellen Augenbewegungen in dieser Phase.
Später in der Nacht verbringen wir immer weniger Zeit im Tiefschlaf und immer mehr im REM-Schlaf [22].
Schlaflabor: Den Schlaf untersuchen
Nicht immer lässt es sich leicht bestimmen, ob Schlafprobleme vorliegen. Nachts regiert das Unterbewusstsein, morgens erinnern wir uns oft nicht an die Probleme beim Ein- und Durschlafen. In der Regel befragen Ärzte und Therapeuten Sie genau, nicht nur nach nächtlichen Schlafproblemen, sondern auch nach den Symptomen am Tag, wie zum Beispiel Müdigkeit und Leistungsabfall. Das lässt bereits viele Rückschlüsse auf die Nacht zu.
Eine genauere Diagnose ist in einem Schlaflabor möglich. Dort werden Sie von Experten meist für mehrere Nächte genau beobachtet. Über die Nacht hinweg wird der Verlauf vieler Parameter gemessen, unter anderem [10]:
- Hirnströme (EEG)
- Herzrhythmus (EKG)
- Atmung
- Körpertemperatur
- Bein- und Augenbewegungen
Apps, die den Schlaf verbessern? Schlaf-Apps fürs Smartphone können Ihre Bewegungen im Schlaf und die Umgebungsgeräusche registrieren. So erkennen die Apps, wann Sie sich in Phasen leichteren und tieferen Schlafs befinden. Einige helfen auch dabei, Ihren Rhythmus zu steuern. Dann weckt Ihr Smartphone Sie morgens zum Beispiel gezielt in einer Phase, in der Sie einen leichten Schlaf haben – wodurch das Aufstehen wesentlich leichter fallen kann.
Insomnie: Schlafprobleme und Schlaflosigkeit
Treten schwerwiegende Probleme beim Einschlafen und Durchschlafen über einen Zeitraum von einem Monat oder länger auf, sprechen Experten von einer Insomnie, einer Schlafstörung. Betroffene liegen nachts wach und können nicht einschlafen, oder das Durchschlafen gelingt nicht, weil sie ständig aufwachen. Bei vielen Betroffenen kreisen die Gedanken um die Schlafprobleme selbst. Tagsüber sind Menschen mit Insomnie deswegen besorgt und erschöpft. Oft wirkt sich das auf Beruf und Sozialleben aus [11].
Insomnie begleitet Menschen oft für lange Zeit. In einer Studie zeigten 74 Prozent der Probanden mit Insomnie im Lauf eines Jahres beständig Schlafprobleme, bei 46 Prozent war das auch nach drei Jahren der Fall [12].
Tipp: Wenn Sie sich professionelle Hilfe für einen gesünderen Schlaf holen wollen, ist vielleicht ein Schlafcoaching etwas für Sie.
Wie viele Menschen leiden unter Schlafproblemen?
Studien-Reviews, in denen die aktuelle Forschung zu einem Thema zusammengefasst wird, ergaben, dass in vielen Ländern ein Drittel der Bevölkerung Insomnie-Symptome zeigt. Bis zu 15 Prozent seien auch tagsüber von den Konsequenzen des schlechten Schlafs beeinträchtigt, zwischen acht und 18 Prozent seien generell unzufrieden mit ihrem Schlaf [13]. Diese Schlaf-Unzufriedenheit sehen Wissenschaftler mittlerweile als ein wichtiges erstes Anzeichen für Schlafprobleme [14].
Die Diagnose einer Insomnie (Schlafprobleme) als Krankheit trifft auf sechs bis zehn Prozent der Menschen in westlichen Ländern zu. Frauen haben generell eine höhere Wahrscheinlichkeit, unter Schlafproblemen zu leiden, ebenso ältere Menschen [13, 15, 16].
Was sind die Ursachen für Insomnie und Schlaflosigkeit?
In manchen Fällen gibt es klare Ursachen für eine Insomnie, bestimmte Krankheiten etwa oder Substanzen, die zu schlechtem Schlaf und Schlaflosigkeit führen können [17]:
- Antidepressiva, zum Beispiel Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
- Weitere Medikamente, zum Beispiel solche gegen Epilepsie und Parkinson, blutdrucksenkende Mittel, Antihistaminika und Hormonpräparate
- Die Genussmittel Alkohol, Nikotin und Koffein, vor allem, wenn sie abends konsumiert werden
- Illegale Drogen wie Kokain und XTC. Eine Drogensucht wirkt sich oft generell schlecht auf das Schlafverhalten aus.
Ein gängiger Grund für Schlafprobleme sind psychische Erkrankungen wie Demenz, Schizophrenie, Depressionen und Angststörungen [11].
Auch eine Reihe organischer Krankheiten kann zu Schlafproblemen beitragen, zum Beispiel [17]:
- Neurologische Erkrankungen wie die schlafbezogene Epilepsie
- Refluxerkrankung (lesen Sie hier mehr über Sodbrennen und Reflux)
- Krankheiten, die nachts Schmerzen verursachen, wie die Fibromyalgie
- Erkrankungen des Herzens, wie die kardiale Ischämie
Auch das Wetter kann zu Schlafproblemen beitragen. Vor allem der Wetterumschwung im Frühling und große Hitze im Sommer lassen viele Menschen nachts wach liegen. Lesen Sie hier mehr zum Thema Wetterfühligkeit.
Wie trägt unser Lebensstil zu Schlafproblemen bei?
Schlafprobleme und Insomnie werden immer häufiger. Experten sehen einen Grund dafür in unserem modernen Lebensstil. Neben Stress und psychischen Belastungen spielt die ständige Beleuchtung eine Rolle.
Problematisch ist heute vor allem, dass uns auch spätabends das Licht von Smartphones und Laptop-Bildschirmen anstrahlt. Es hat einen hohen Blauanteil und ähnelt damit dem Tageslicht. So vermittelt es unserem Gehirn, es sei Zeit für Wachsein und Aktivität. Das hat unter anderem zur Folge, dass sich die Produktion des Schlafhormons Melatonin im Gehirn verzögert – wir schlafen spät ein und müssten für einen erholsamen Schlaf auch später aufstehen, was meist vom Weckerklingeln verhindert wird. Das kann zu Störungen des zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus führen und damit zu Schlafproblemen (lesen Sie hier mehr über den Schlafrhythmus und die innere Uhr) [18].
Führt Stress zu Schlafproblemen?
Dazu kommt Stress: Wer chronisch gestresst und überarbeitet ist, hat oft Schwierigkeiten, abends abzuschalten. Die Gedanken kreisen um die Aufgaben und Probleme des vergangenen und des kommenden Tages, womöglich werden Stresshormone wie Cortisol ausgeschüttet, die den Körper in einen aktiven Zustand versetzen. Liegen Sie deswegen wach, kann es passieren, dass Sie angestrengt versuchen, einzuschlafen – was den Schlaf eher behindert als fördert.
Erfahren Sie hier mehr über das Stresshormon Cortisol.
Wie Schlafprobleme ausgelöst und erlernt werden
Wissenschaftler gehen davon aus, dass einer Insomnie, die auf den Lebensstil, Stress und falsches Schlafverhalten zurückgeht, drei Faktoren zugrunde liegen [19]:
Disponierende Faktoren - die Veranlagung zu Schlafproblemen | Ihre Gene und Persönlichkeitsmerkmale, die Schlafprobleme für Sie persönlich mehr oder weniger wahrscheinlich machen. |
Auslösende Faktoren - was die Schlafprobleme beginnen lässt | Meist Lebensereignisse, die großen Stress und psychische Belastung auslösen – wie Stress auf der Arbeit oder ein Trauerfall. |
Aufrechterhaltende Faktoren - warum die Schlafprobleme bleiben | Sie „erlernen“ den schlechten Schlaf, er wird zur Gewohnheit – zum Beispiel, wenn Sie sich nachts Sorgen machen, dass Sie zu wenig Schlaf bekommen und deswegen nicht einschlafen können. |
Diese Faktoren führen zu einem Teufelskreis: Je angestrengter Sie versuchen, einzuschlafen, desto schwieriger wird es. Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus, späte fettige oder zuckerhaltige Mahlzeiten, Kaffee und Zigaretten erschweren das Ein- und Durchschlafen noch weiter [20].
Was passiert im Gehirn, wenn wir nicht schlafen können?
Schlafforscher untersuchen, was im Körper von Menschen passiert, die sich einen ungesunden Schlaf quasi antrainieren. Manche Forscher glauben, dass Betroffene länger im sogenannten REM-Schlaf, der Schlafphase, in der wir intensiv träumen, verbleiben und dass diese REM-Phase bei ihnen instabil ist. Dadurch wachen sie häufiger auf und haben am nächsten Morgen das Gefühl, sie hätten kaum geschlafen [16, 21].
Wie wird eine Insomnie behandelt?
Leitlinien für Ärzte aus den USA und Deutschland empfehlen bei einer klinischen Insomnie oft eine kognitive Verhaltenstherapie. Bei einer solchen Therapie lernen Sie gemeinsam mit einem Psychotherapeuten Strategien, mit denen Sie ihre Schlafhygiene verbessern und nächtliches Grübeln unterbinden können. Zu diesen Strategien gehören unter anderen Entspannungstechniken, Achtsamkeitsübungen und das gezielte Erkennen und Vermeiden von kreisenden Gedanken [11, 23].
Sind die Schlafprobleme die Folge einer weiteren Erkrankung, steht im Mittelpunkt, diese Krankheit zu behandeln. Auch dann können eine bewusste Schlafhygiene und Techniken, die das Gedankenkreisen unterbrechen, den Schlaf verbessern.
Kurzfristig verordnen Ärzte in einigen Fällen auch Schlafmittel. Diese sogenannten Hypnotika stehen allerdings in der Kritik – sie können beträchtliche Nebenwirkungen haben und abhängig machen. Deswegen empfehlen Ärzte-Leitlinien, sie nicht länger als vier Wochen am Stück einzunehmen [11].
Wie sieht ein schlaffreundliches Schlafzimmer aus? Was sind die besten Zeiten für Sport und Abendessen? Welche natürlichen Schlafmittel gibt es? Wir haben hier 11 Tipps zum Schlafen für Sie zusammengetragen.
Kurz & knapp: Insomnien (Schlafstörungen) sind schwerwiegende Probleme beim Einschlafen und Durchschlafen, oft begleitet von nächtlichem Grübeln. Die Schlaflosigkeit wird unter anderem durch Stress, Medikamente, Krankheiten und eine ungesunde Schlafhygiene ausgelöst und lässt sich mit Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und Medikamenten behandeln.
Parasomnien: Schlaf-Verhaltensstörungen
Unter dem Begriff Parasomnie fassen Mediziner ungewöhnliches Verhalten im Schlaf zusammen. Dazu gehören zum Beispiel Schlafwandeln, Bettnässen, nächtliches Zähneknirschen, der sogenannte Nachtterror und Albträume. Parasomnien beeinträchtigen den Schlaf manchmal kaum oder gar nicht, in anderen Fällen lösen sie deutliche Schlafprobleme aus.
Generell gilt: Sind Sie tagsüber ständig erschöpft und übermüdet und vermuten eine Parasomnie, sollten Sie einen Arzt oder Therapeuten zurate ziehen. Parasomnien lassen sich häufig gut behandeln. Ärzte verordnen bei Parasomnien zum Beispiel Verhaltenstherapien, in schweren Fällen auch Medikamente, vor allem Schlafmittel und Antidepressiva, die für einen ruhigeren Schlaf sorgen sollen [17].
Nachtterror
Wer sich mitten in der Nacht aufrichtet und einen Schrei von sich gibt, ohne dabei aufzuwachen, erlebt einen Nachtterror. In der Regel sind Betroffene für fünf bis 20 Minuten verängstigt und verwirrt und zeigen Symptome einer Panikattacke: erhöhter Puls, schnelle Atmung, Schweißausbrüche. Sie sind nicht ansprechbar, geben unverständliche Laute von sich und springen manchmal sogar aus dem Bett auf. Hinterher schlafen sie meist schnell wieder ein und vergessen den Nachtterror. Auslöser einer solchen Episode können zum Beispiel Fieber, emotionaler Stress und Schlafmangel sein.
Der Nachtterror tritt meistens bei Kindern auf, etwa 17 Prozent der Kinder unter zehn Jahren erleben ihn mindestens einmal, Jungen häufiger als Mädchen. Eine Neigung zum Nachtterror wird vererbt.
Als Elternteil können Sie Ihr Kind trösten und beruhigen, bis die Nachtangst nachlässt und es wieder einschläft. Tritt der Nachtterror häufiger auf, stört den Schlaf und geht mit weiteren Beschwerden einher, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und gemeinsam überlegen, was die Auslöser sein können. In der Regel wächst sich der Nachtterror relativ schnell aus, ab zehn Jahren tritt er nur noch selten auf. In raren Fällen kommt die Nachtangst auch bei Erwachsenen vor – oft sind dann psychische Erkrankungen die Ursache [17, 24].
Ein Nachtterror ist kein Albtraum. Träumen wir von Verfolgung, Tod oder anderen schlechten Dingen, empfinden wir manchmal so starke negative Gefühle, dass wir davon aufwachen. Anders als beim Nachterror sind wir beim Hochschrecken aus einem Albtraum in der Regel direkt wach und können uns mindestens bruchstückhaft an den Traum erinnern [17].
Schlafwandeln
Beim Schlafwandeln wachen Betroffene zum Teil aus dem Tiefschlaf auf, ohne dabei zu sich zu kommen. Schlafwandeln muss nicht immer mit dem eigentlichen Wandeln, also Umhergehen, zu tun haben. Manchmal setzen sich Betroffene auch einfach nur im Bett auf und schauen sich um. Oft sprechen oder rufen sie dabei. Am morgen können Sie sich nicht daran erinnern.
Rund 20 Prozent der Schlafwandler verletzen sich selbst bei ihren nächtlichen Streifzügen. Ausgeprägtes Schlafwandeln kann außerdem den Schlaf beeinträchtigen und so Symptome am Tag nach sich ziehen, wie Müdigkeit und Kopfschmerzen [17]. Schlafwandeln ist bei Kindern im Kleinkind- bis Grundschulter deutlich häufiger als bei Erwachsenen. Oft schrecken gerade Kinder erst zu einem Nachtterror hoch, von dem aus sie sich dann aufrichten und umherwandern [25].
Schlafmangel kann das Schlafwandeln wahrscheinlicher machen – achten Sie also darauf, genug Schlaf zu bekommen, wenn Sie zu nächtlichen Streifzügen neigen. In Studien halfen auch Selbsthypnose und Entspannungstechniken dabei, Schlafwandel-Episoden seltener werden zu lassen. Außerdem empfiehlt es sich, Unfallgefahren zu beseitigen, wie Stolperfallen und scharfe Kanten [17].
Tipp: Gezieltes Aufwecken – aber nur vor dem Schlafwandeln!
Schlafwandelt Ihr Partner gerade, sollten Sie ihn nicht aufwecken. Oft reagieren Menschen dann aggressiv und sind verstört. In Studien hat es sich aber als effektiv erwiesen, Betroffene zu bestimmten Zeiten vor den Episoden zu wecken. Dazu können Angehörige die Angewohnheiten beobachten und feste Zeiten für ein nächtliches Weckerklingen bestimmen. Das Einschlafen gelingt dann meist schnell wieder – und es kommt nicht zu Schlafwandeln oder Nachtterror [26].
Schlafbezogene Essstörung. Einige Menschen wandeln im Schlaf an den Kühlschrank und essen, ohne sich später daran zu erinnern. Manche kochen sich in diesem Dämmerzustand sogar etwas und machen Herd oder Ofen an – was gefährlich werden kann. Auf Dauer können diese nächtlichen Fressattacken zu einer Gewichtszunahme führen. Experten gehen davon aus, dass das Phänomen eine Mischung aus Schlafwandeln und Essstörung ist [27].
Bettnässen
Kinder, die gerade noch lernen, aufs Töpfchen zu gehen und ihre Blase zu kontrollieren, machen hin und wieder ins Bett. Das ist ganz normal. Kommt es aber bei 6-Jährigen oder älteren Kindern regelmäßig zum Bettnässen, kann das problematisch sein – vor allem, wenn die Kinder davon aufwachen und so ihr Schlaf gestört wird.
Das nächtliche Bettnässen kann verschiedene Gründe haben:
- Das Kind hat bestimmte Bewegungsabläufe falsch gelernt.
- Die Blase ist überfüllt.
- Es liegen Verhaltensstörungen wie ADHS oder Ängste vor.
Oft geht es in der Behandlung darum, die Ursachen auszumachen und das Kind dabei zu unterstützen, die Kontrolle über die Blase zu erlernen [28].
REM-Schlaf-Verhaltensstörung
In der REM-Schlafphase machen wir im Traum oft einiges mit. Dass wir uns in dieser Zeit nicht bewegen und um uns schlagen, verdanken wir Mechanismen im Körper, die uns starr werden lassen. Bei einer Verhaltensstörung im REM-Schlaf funktionieren diese Mechanismen nicht richtig und Betroffene bewegen sich teilweise heftig. Nicht selten schlagen und treten sie sich und verletzen dabei ihren Partner oder sich selbst. Betroffen sind meistens Männer über 60 Jahren [17].
Forscher vermuten mittlerweile, dass die REM-Verhaltensstörungen ein erstes Anzeichen einer neurodegenerativen Erkrankung wie Parkinson oder Demenz sein können. Sollten Sie oder Ihr Partner Hinweise auf ungewöhnliches Verhalten im Schlaf erkennen, kann es sich also lohnen, Ihren Arzt darauf anzusprechen [29]. Studien weisen darauf hin, dass Melatonin-Präparate die Verhaltensstörungen im REM-Schlaf lindern können und möglicherweise eine nebenwirkungsarme Alternative zu dem Beruhigungsmitteln Clonazepam sein, das zu diesem Zweck häufig verordnet wird [30].
Schlaflähmung
Während wir schlafen, verfällt unser Körper in eine Starre. Das verhindert, dass wir im Schlaf Bewegungen aus unseren Träumen nachahmen. Manchmal erleben Menschen diese Lähmung kurz vor dem Einschlafen oder kurz nach dem Aufwachen bewusst mit, teilweise minutenlang. Das kann mit Angstzuständen einhergehen, vor allem, wenn es zum ersten Mal auftritt. Schätzungen zufolge erleben bis zu 40 Prozent der Menschen eine solche Schlafparalyse mindestens einmal im Leben [31].
Schlafbezogene Halluzinationen
Zu den Parasomnien gehören auch Halluzinationen, die Menschen direkt vor oder nach dem Einschlafen erleben. Das reicht von kurzem Flackern vor den Augen bis hin zum Exploding-Head-Syndrom. Betroffene nehmen dabei vor dem Einschlafen einen großen Lärm wahr, manchmal eingeleitet von Lichtblitzen, Wärmegefühlen und einem Kribbeln, das zum Kopf hin wandert. Auf die Halluzination folgen meist Angstgefühle und Herzklopfen. Die Ursachen für das Exploding-Head-Syndrom sind noch unklar – möglicherweise kommt es beim Übergang vom Wachen zum Schlafen zu einer Fehlfunktion im Gehirn. Diese Halluzinationen kommen in allen Altersklassen vor, am häufigsten sind sie bei Frauen über 50 Jahren [32, 33].
Kurz & knapp: Der Begriff Parasomnie beschreibt auffälliges Verhalten im Schlaf, das zu Schlafproblemen führen kann. Parasomnien sind bei Kindern besonders häufig. Zu ihnen zählen Schlafwandeln, Bettnässen, Albträume und sogenannter Nachtterror sowie Halluzinationen wie Lärm und Lichtblitze direkt vor dem Einschlafen.
Schlafapnoe und Schnarchen
Wir atmen in der Regel vollkommen automatisch und unbewusst, und nachts läuft dieser Prozess natürlich weiter. Ist die Atmung im Schlaf gestört, kommt es in zum Schnarchen, in schwereren Fällen zu einer Schlafapnoe, einer Atmungsstörung im Schlaf.
Lautes Schnarchen
Während wir schlafen ist die Rachenmuskulatur entspannt und flattert in der Atemluft, die nach außen dringt. Das kann zu der Geräuschkulisse führen, die wir als Schnarchen kennen. Eine Reihe von Faktoren fördert das Schnarchen, zum Beispiel:
- Übergewicht
- Alkoholkonsum
- Schlafen auf dem Rücken
Meist stören die sägenden Geräusche den Schlaf anderer Menschen mehr als den des Schnarchers. Schnarchen stellt an sich nicht zwingend ein Problem für die Gesundheit dar – es kann aber ein Hinweis auf Krankheiten sein, zum Beispiel auf die Schlafapnoe.
Schlafapnoe – nächtlicher Atemstillstand
Bei einer Schlafapnoe kommt es im Schlaf zu Atemaussetzern. Am häufigsten ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe – sie betrifft Studien zufolge zwei bis fünf Prozent der erwachsenen Frauen und drei bis sieben Prozent der erwachsenen Männer. Die oberen Atemwege fallen dabei in sich zusammen, während Betroffene auf dem Rücken liegen. Das führt zu Atemstillständen, die mehr als zehn Sekunden andauern und mehr als fünfmal pro Stunde auftreten können. Dann weckt uns der Körper, bevor wir wegen Sauerstoffmangel in Ohnmacht fallen würden.
Bis wir hochschrecken sorgt die Atemnot für mehr Kohlenstoffdioxid und weniger Sauerstoff im Blut und lässt den Körper Stresshormone ausschütten. Die Folgen:
- der Blutdruck steigt
- das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird erhöht
- das nächtliche Aufwachen stört die Dauer und die Qualität des Schlafs.
Wie spricht man Apnoe aus? Der Duden empfiehlt die Aussprache mit drei Silben, die auf die griechische Herkunft des Wortes zurückgeht, also „Ap-no-e“. Die eingedeutschte Variante „Ap-nö“ ist allerdings auch erlaubt und wird im Alltag häufig verwendet.
Schlafapnoe – Symptome und Auslöser
In den meisten Fällen können sich Betroffene an die nächtliche Atemnot nicht erinnern. Sie sind tagsüber erschöpft, schläfrig und unkonzentriert und wissen nicht, warum. Die Müdigkeit kann so weit gehen, dass Menschen mit Schlafapnoe tagsüber spontan einschlafen. Auch der Partner kann auf die Schlafapnoe aufmerksam werden: Sie äußert sich bei rund 95 Prozent der Betroffenen durch lautes Schnarchen [17].
Es gibt eine Reihe von Auslösern und Risikofaktoren, die es wahrscheinlicher machen, dass eine Schlafapnoe auftritt [34]:
Schlafposition | Eine Schlafapnoe tritt so gut wie nur beim Schlafen auf dem Rücken auf |
Risikofaktor Übergewicht | Starkes Übergewicht macht die nächtliche Atemnot wahrscheinlicher. Am häufigsten sind übergewichtige Männer zwischen 40 und 65 Jahren betroffen. |
Weitere Risikofaktoren | Rauchen, Alkohol und Medikamente wie Schlafmittel können die Apnoe verschlimmern. |
Genetische Veranlagung | Eine Neigung zur Schlafapnoe wird vererbt – Fälle in der Familie können also auf ein Risiko hinweisen. |
Was kann man gegen Schlafapnoe tun?
Ärzte verordnen in der Regel Verhaltensänderungen: bessere Schlafhygiene und Tipps, wie es gelingt, nicht mehr auf dem Rücken zu schlafen. Außerdem hilft es, Zigaretten, Alkohol und Schlafmittel zu meiden – sie können die Atmung schwächen und die nächtliche Atemnot verschlimmern. Auch Gewichtsverlust kann die Atembeschwerden reduzieren – bei stark übergewichtigen Menschen ist das wohl die wichtigste Maßnahme. Eine Studie zeigte, dass Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe, die 10 bis 15 Prozent abnahmen, 50 Prozent weniger Atemaussetzer hatten [35, 36].
Helfen diese Maßnahmen nicht, gilt eine Überdruckatmung als erfolgreiche Therapie. Meist kommt eine sogenannte CPAP-Therapie zum Einsatz. Dabei tragen Menschen mit Schlafapnoe nachts eine Atemmaske, die ihnen Luft mit erhöhtem Druck zuführt und so die Atmung unterstützt. In Studien konnte diese Methode die nächtlichen Atemprobleme bei vielen Probanden beseitigen, die Schläfrigkeit am Tag lindern und erhöhten Blutdruck senken [37].
Digderidoo-Spielen hilft gegen Schlafapnoe? Schweizer Forscher haben das tatsächlich untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass regelmäßiges Didgeridoo-Spielen bei Menschen mit Schlafapnoe und heftigem Schnarchen die Schläfrigkeit am Tag reduzierte. Wer das Blasinstrument spielt, trainiert offenbar seine oberen Atemwege – und beugt dadurch Atemstörungen beim Schlafen vor [38].
Zentrale Schlafapnoe
Eine seltenere Form der Erkrankung ist die zentrale Schlafapnoe. Bei ihr sind die Atemwege nicht verengt, die Atmung läuft aber dennoch nicht effektiv ab und es kommt zu Atemnot und plötzlichem Aufwachen. Betroffene schnarchen dabei in der Regel nicht, sondern schnappen im Schlaf nach Luft. Häufig tritt eine solche zentrale Schlafapnoe in Folge einer Herzschwäche, einer neurologischen Erkrankung oder von Drogenmissbrauch auf [17].
Kurz & knapp: Bei der gängigsten Form der Schlafapnoe fallen die oberen Atemwege in sich zusammen, wenn Sie auf dem Rücken liegen. Dadurch kommt es zu Atemstillstand und zu einer hohen Konzentration von Kohlenstoffdioxid im Blut, wovon die Betroffenen nach einigen Minuten aufwachen. Der wichtigste Risikofaktor ist starkes Übergewicht. Helfen kann oft Gewichtsabnahme oder eine nächtliche Überdruckbeatmung (CPAP-Therapie).
Narkolepsie: Schlafsucht
Das Gegenteil der Insomnie (Schlafstörung) ist die Hypersomnie, die Schlafsucht. Dabei geht es nicht um Menschen, die gerne sehr lange schlafen. Eine Hypersomnie äußert sich vielmehr dadurch, dass Menschen tagsüber unfreiwillig und ziemlich plötzlich einschlafen. Eine bekannte und sehr ausgeprägte Form der Hypersomnie ist die Narkolepsie.
Narkolepsie – spontanes Einschlafen am Tag
In den USA und Westeuropa ist Studien zufolge bis zu einer von 200 Menschen von Narkolepsie betroffen [39]. Betroffene sind tagsüber schläfrig und schlafen ohne es zu wollen unvermittelt ein. Das kann beim Essen passieren, im Büro oder auf der Straße. Manche Situationen machen die Schlafattacken wahrscheinlicher, vor allem abgedunkelte Räume und monotone Tätigkeiten.
Rund die Hälfte der Menschen mit Narkolepsie hat außerdem Probleme damit, nachts ein- und durchzuschlafen. Sehr viele Betroffene leiden auch unter Parasomnien wie Schlafwandeln, Albträumen, Schlaflähmungen und Halluzinationen direkt vor und nach dem Aufstehen [17].
Die Narkolepsie wird meist von einer Kataplexie begleitet – das bedeutet, dass für kurze Zeit die Spannung in vielen Muskeln nachlässt, vor allem in Gesicht, Nacken und Knien. Betroffene können dann häufig nur noch schwer sprechen und ihre Mimik nicht kontrollieren, der Kopf hängt und pendelt und sie sacken zusammen, weil sie die Spannung in den Knien verlieren. Oft kommt es deswegen zu Stürzen. Kataplexien werden offenbar von Emotionen ausgelöst, sie treten häufig bei Ärger und unter Stress auf und beim Lachen [40].
Wie entsteht eine Narkolepsie?
Die Ursachen der Narkolepsie sind noch nicht endgültig geklärt. Nach der gängigsten Theorie ist eine Autoimmunreaktion verantwortlich: Die Abwehrkräfte greifen demzufolge bestimmte Zellen im Gehirn an, die auch den Schlafrhythmus steuern. Wissenschaftler vermuten, dass es dazu kommt, wenn eine genetische Veranlagung auf auslösende Faktoren trifft, zum Beispiel auf Infektionen mit Grippeviren oder Streptokokken. Meist tritt die Erkrankung im Jugendalter zum ersten Mal auf und besteht dann ein Leben lang [20, 41].
Wussten Sie schon? Viele Menschen mit Narkolepsie denken lange, sie wären einfach nur verschlafen – im Schnitt wird die Erkrankung erst mehr als zehn Jahre nach dem ersten Auftreten diagnostiziert.
Manchmal lösen auch Krankheiten und Verletzung vorübergehend eine Narkolepsie aus, etwa Schädel-Hirn-Trauma, Hirntumoren und neurologische Erkrankungen.
Wie wird eine Narkolepsie behandelt?
Leiden Sie unter Narkolepsie, kann das Ihr Leben stark beeinträchtigen – die plötzlichen Schlafattacken können Arbeit und Sozialleben stören und zu Unfällen führen. Ärzte verordnen dagegen häufig Stimulantien, also Medikamente, die anregend wirken und so die Schläfrigkeit bekämpfen. In Studien haben sich auch Verhaltenstherapien als wirksam erwiesen. Probanden half es, wenn sie durch feste Zubettgehzeiten ihre Schlafhygiene verbesserten und gleichzeitig tagsüber gezielte Nickerchen hielten [42].
Kurz & knapp: Die Narkolepsie ist die am weitesten verbreitete Form der Schlafsucht. Betroffene schlafen tagsüber plötzlich ein, oft begleitet von einer Katapexie, also von Muskelerschlaffungen, in Gesicht, Nacken und Knien. Um den Narkolepsie-Episoden entgegenzuwirken kommen anregende Medikamente, verbesserte Verhaltenstherapien und Schlafhygiene-Maßnahmen wie ein streng festgelegter Schlafrhythmus in Frage.
Restless-Legs-Syndrom (Unruhige Beine)
Das Syndrom der unruhigen Beine ist besser unter seinem englischen Namen bekannt: Restless-Legs-Syndrom (RLS). Diese Bewegungsstörung ist sehr häufig. Studien zufolge sind bis zu zehn Prozent der Menschen betroffen, wenn auch unterschiedlich stark. Frauen haben doppelt so häufig RLS wie Männer. Oftmals tritt das RLS nur alle paar Wochen oder Monate auf und wirkt sich kaum auf Gesundheit und Wohlbefinden aus – dann ist auch keine Behandlung nötig. In anderen Fällen sind die Beschwerden allerdings stark ausgeprägt und werden mit der Zeit immer schlimmer [17, 43].
Betroffene verspüren bei RLS einen starken Drang, ihre Beine zu bewegen, vor allem, wenn sie sich in Ruhe befinden. Es kribbelt in den Beinen, manchmal kommt es auch zu Schmerzen und Ziehen in den Waden. Nachts zucken die Beine oft unwillkürlich, was das Einschlafen und Durchschlafen erheblich erschwert. Menschen mit RLS leiden deswegen häufig unter Schlafproblemen und sind tagsüber erschöpft. Einigen Forschern zufolge wird das Restless-Legs-Syndrom immer noch zu selten erkannt und richtig behandelt, obwohl es das Leben der Betroffenen deutlich beeinträchtigen kann [44].
Wie sind die Ursachen des Restless-Legs-Syndroms?
Forscher vermuten, dass neben einer genetischen Veranlagung eine Blutarmut (Anämie), die durch einen Eisenmangel ausgelöst wird, eine Ursache für die unruhigen Beine ist. Auch Schwangerschaft, Niereninsuffizienz und neurologische Krankheiten wie Parkinson können vermutlich dazu beitragen [45].
Wie wird das Restless-Legs-Syndrom behandelt?
Ist ein Eisenmangel für das RLS verantwortlich, können sich die Beschwerden bessern, wenn Sie Eisenpräparate einnehmen. Ärzte-Leitlinien empfehlen, Eisen zu supplementieren, wenn der sogenannte Ferritin-Wert im Blut niedriger als 50 Nanogramm pro Milliliter Blut ist [17, 45].
Besteht keine klare Ursache, ist das RLS in der Regel nicht heilbar. Therapien können dann aber die Beschwerden lindern. Ärzte verordnen bei mittelschwerem oder schwerem Restless-Legs-Syndrom in der Regel Medikamente mit Dopamin-ähnlicher Wirkung, die sonst gegen Parkinson oder Epilepsie eingesetzt werden. Die Mittel beheben die Beschwerden bei vielen Betroffenen – manchmal kommt es jedoch als Nebenwirkung zur sogenannten Augmentation, bei der die Unruhe-Symptome früher am Tag auftreten und sich auch auf die Arme ausweiten können [17].
Kurz & knapp: Das Restless-Legs-Syndrom betrifft bis zu zehn Prozent der Menschen, tritt aber sehr unterschiedlich stark auf. Betroffene verspüren in Ruhe einen Bewegungsdrang in den Beinen, die dann nachts oft unkontrolliert zucken. Medikamente können die unruhigen Beine in einigen Fällen lindern. Liegt ein Eisenmangel vor, hilft es oft, den Mangel auszugleichen, zum Beispiel mit Eisenpräparaten.
Schlafprobleme: Auf einen Blick
Was sind die Risiken von schlechtem Schlaf?
Zu wenig und nicht-erholsamer Schlaf führt nicht nur zu Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit am Tag. Schlafprobleme erhöhen auch das Risiko von Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vermutlich auch von Depressionen, Übergewicht und Diabetes.
Wie kommt es zu einer Insomnie?
Von einer Insomnie spricht man, wenn Ein- und Durchschlafstörungen nicht als Symptom einer Krankheit entstehen, sondern das eigentliche Problem sind. Diese Schlafprobleme entstehen unter anderem durch psychische Belastungen und Stress, einen verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus und das Licht von Bildschirmen und Smartphones, das uns zu lange wachhält.
Für manche Betroffene wird das Wachliegen und Grübeln regelrecht zur Gewohnheit. Kognitive Verhaltenstherapien können dabei helfen, die Schlafhygiene zu verbessern und aus dem nächtlichen Gedankenkreisen auszubrechen.
Was ist eine Parasomnie?
Parasomnie ist ein Überbegriff für Verhaltensstörungen, die im Schlaf auftreten. Dazu gehören Schlafwandeln, Bettnässen, Schlaflähmung, Halluzinationen direkt vor und nach dem Einschlafen, der sogenannte Nachtterror und Albträume, die uns aus dem Schlaf reißen. Bei den REM-Schlaf-Verhaltensstörungen schlagen Betroffene im Schlaf wild um sich, was zu Verletzungen bei ihnen und ihren Partnern führen kann.
Was ist eine Schlafapnoe?
Bei der obstruktiven Schlafapnoe fallen die oberen Atemwege in sich zusammen, während wir uns in Rückenlage befinden. Die Atemwege werden so weit verengt, dass es zu Atemstillstand und Sauerstoffmangel im Blut kommt, bis Betroffene aufwachen und hochschrecken. Die Schlafapnoe äußert sich meist durch lautes Schnarchen, Übergewicht sowie Alkohol und Rauchen machen sie wahrscheinlicher.
Was ist eine Narkolepsie?
Eine Narkolepsie ist eine bekannte und heftige Form der Schlafsucht (Hypersomnie). Betroffene werden tagsüber extrem schläfrig und schlafen unvermittelt ein, vor allem in dunklen Räumen und bei monotonen Tätigkeiten. Als Therapie kommen neben anregenden Medikamenten ein fester Zeitplan für das Zubettgehen und gezielte Nickerchen in Frage.
Was ist das Restless-Legs-Syndrom?
Das Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine) ist eine Bewegungsstörung, die vor allem auftritt, wenn Betroffene im Bett liegen. Sie spüren einen starken Bewegungsdrang in den Beinen, oft begleitet von Kribbeln und ziehenden Schmerzen. Bei manchen zucken die Beine nachts sehr, sodass es zu Einschlaf- und Durchschlafproblemen kommt. Den unruhigen Beinen liegt häufig ein Eisenmangel zugrunde.
Quellen
[1] L. Mallon, J. E. Broman, und J. Hetta, „Sleep complaints predict coronary artery disease mortality in males: a 12-year follow-up study of a middle-aged Swedish population“, J. Intern. Med., Bd. 251, Nr. 3, S. 207–216, März 2002.
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