Schmerzende Gelenke, die besonders morgens geschwollen und unbeweglich sind? Wenn Sie diese Symptome kennen, gehören Sie möglicherweise zu dem 1 Prozent der Erwachsenen, die unter der rheumatoiden Arthritis leiden. Die chronische Erkrankung führt dazu, dass sich Gelenke entzünden, manchmal sind auch innere Organe betroffen.
Auf einen Blick: Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Entzündung verschiedener Gelenke im Körper. Welche Gelenke betroffen sind ist von Person zu Person unterschiedlich.
In den allermeisten Fällen beginnt die Krankheit in den Gelenken der Hände oder den Zehen. Typischerweise treten Schwellungen gleichzeitig auf beiden Körperseiten auf.
Auch wenn rheumatoide Arthritis nicht heilbar ist, gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten, die den Alltag mit der Krankheit erleichtern.
Da die rheumatoide Arthritis besonders in den ersten Monaten nach der Neuerkrankung fortschreitet, ist es sinnvoll, sie so früh wie möglich zu behandeln.
Was ist Rheumatoide Arthritis?
Wenn Menschen von Rheuma sprechen, ist in den allermeisten Fällen die rheumatoide Arthritis gemeint. Dieser Form der Rheumaerkrankung sorgt für eine chronische Entzündung von verschiedenen Gelenken. Häufig befällt die Krankheit zuerst die Gelenke der Hände oder Zehen und kann sich im weiteren Verlauf auch auf größere Gelenke, wie Schultern oder Knie, ausbreiten [1].
Gut zu wissen: Rheuma ist eine Art Sammelbegriff, hinter dem etwa 500 verschiedene Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates stecken, die nicht durch Verletzungen oder Tumore entstehen [2].
Symptome und Verlauf von Rheumatoider Arthritis
Wann die Krankheit auftritt, wie sie verläuft und welche Gelenke betroffenen sind, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
In den meisten Fällen macht sich die rheumatoide Arthritis zuerst an den Gelenken der Hand bemerkbar. Es kommt zu erwärmten, geschwollenen und schmerzenden Gelenken, die gleichzeitig auf beiden Körperseiten auftreten. Weitere erste Anzeichen sind [3]:
- Morgendliche Gelenksteife: Durch diese Versteifung der Gelenke fällt es Betroffenen nach dem Aufstehen zum Beispiel schwer, die Hände zu Fäusten zu ballen. In der Regel geht das Gefühl nach wenigen Stunden von allein wieder zurück.
- Kraftlosigkeit: Durch den anhaltenden Schmerz, ist es für viele Betroffene nicht mehr möglich ihre Gelenke ausreichend zu bewegen. Durch die fehlende Bewegung können sich Muskeln zurückbilden.
- Erschöpfung: Wenn die Krankheit weiter fortschreitet und immer mehr Teile des Körpers befällt, kommt es häufig zu Erschöpfung und ständiger Müdigkeit.
Im Verlauf der Krankheit entzünden sich dann oft größere Gelenken, wie Ellenbogen, Schultern, Knie, Hüfte oder sogar die Halswirbelsäule. Außerdem können Sehnenscheiden oder Schleimbeutel betroffen sein. In einigen Fällen bilden sich auch sogenannte Rheumaknoten. Hierbei handelt es sich um Verdickungen des Unterfettgewebes, die sichtbar hervortreten.
Häufig beschränken sich die Entzündungen nicht auf die Gelenke, sondern greifen auch innere Organe und Organsysteme an. Beispiele sind:
- Augenentzündungen
- Herzbeutelentzündung
- Entzündung des Lungengewebes
- Entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße
Wie schnell schreitet die rheumatoide Arthritis voran?
Während die Krankheit bei einigen Betroffenen langsam fortschreitet, tritt sie bei anderen sehr plötzlich auf. Auch beim weiteren Verlauf gibt es große Unterschiede. Meistens verläuft die Erkrankung schubweise. Auf Rheumaschübe folgen schmerzarme Phasen. Wie lange diese Phasen jeweils dauern, ist individuell [4].
Da die rheumatoide Arthritis besonders in den ersten Jahren nach ihrer Entstehung fortschreitet, ist es wichtig, die Krankheit so früh wie möglich diagnostizieren und behandeln zu lassen.
Aufgepasst! Häufig wird rheumatoide Arthritis mit Arthrose verwechselt. Bei Arthrose handelt es sich um den altersbedingten Abbau von Gelenken, nicht um Entzündungen. Außerdem löst Arthrose Beschwerden in andere Gelenken aus als rheumatoide Arthritis. Häufig sind hier als erstes Hüfte oder Knie betroffen [5].
Ursachen
Warum rheumatoide Arthritis entsteht, ist bisher noch nicht sicher geklärt. Forsch*innen vermuten, dass das Immunsystem eine wichtige Rolle spielt. Einige gehen davon aus, dass rheumatoide Arthritis eine Autoimmunkrankheit ist. Der Körper stuft das eigene Gewebe als schädlich ein und greift es an [6]. Manche vermuten, dass zuerst bestimmte Bakterien oder Viren den Körper befallen und dann diese Reaktion des Immunsystems auslösen.
Verschieden Studien haben außerdem gezeigt, dass rheumatoide Arthritis innerhalb einer Familie mehrmals vorkommen kann und somit genetisch bedingt sein könnte. Bisher sind diese Annahmen aber noch nicht ausreichend belegt.
Andere Expert*innen vermuten einen Zusammenhang mit bestimmten Hormonen, zum Beispiel weiblichen Geschlechtshormonen wie Östrogen. Frauen sind laut Statistiken häufiger betroffen als Männer. Besonders nach den Wechseljahren steigt das Risiko [7],[8].
Rauchen gilt als ernstzunehmender Risikofaktor und kann den Verlauf der Krankheit negativ beeinflussen [7]. Tipps, wie Sie leichter mit dem Rauchen aufhören können, finden Sie in unserem Gesundheitsportal.
Wie hängt Vitamin D mit rheumatoider Arthritis zusammen?
In den letzten Jahren gab es auch viel Forschung dazu, ob ein Vitamin-D-Mangel die rheumatoide Arthritis verschlimmern oder sogar verursachen kann. Wie genau beides zusammenhängt, ist noch nicht klar. Doch Studien zeigen, dass Menschen mit rheumatoider Arthritis im Durchschnitt auffällig häufig einen Vitamin-D-Mangel haben. In einer Studienzusammenfassung kam heraus, dass die Krankheit stärker und häufiger Beschwerden verursachte, je niedriger der Vitamin-D-Spiegel war.
Forschung dazu, ob Vitamin-D-Präparate die Beschwerden der rheumatoiden Arthritis lindern können, laufen derzeit noch. Es kann für Betroffene aber sinnvoll sein, die eigene Versorgung mit dem Vitamin zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern [9]-[11].
Diagnose
Wenn Sie Symptome wie Gelenkschmerzen, morgendliche Gelenksteife oder anhaltende Erschöpfung feststellen, sollten Sie sich zeitnah an einen Arzt oder eine Ärztin wenden.
Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, sind die Erfolgsaussichten am besten. Grund dafür: Die rheumatoide Arthritis schreitet in den ersten Jahren am schnellsten fort. Mittlerweile weiß man, dass eine Behandlung in den ersten drei Monaten nach Krankheitsbeginn die besten Erfolgsaussichten mit sich bringt [12].
Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie sollten Menschen mit geschwollenen und schmerzenden Gelenken, die seit sechs Wochen anhalten, einen Rheumatologen aufsuchen [13].
Bluttests
Eine genaue Untersuchung des Blutes kann eine Reihe von ersten Hinweisen liefern. Bestimmte Eiweißwerte im Blut, sogenannte CRPs, deuten auf Entzündungen im Körper hin. Ist der CRP-Wert erhöht, lässt sich eine Arthrose ausschließen, weil die keine Entzündungen im Blut auslöst.
Außerdem können bestimmte Antikörper, so genannte ACPAs, Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis sein. Besonders interessant: In einigen Fällen lassen sich diese Antikörper schon vor dem Ausbruch der Krankheit im Blut nachweisen.
Bildgebende Verfahren
Neben Blutuntersuchungen werden häufig auch bildgebende Verfahren angewendet, um rheumatoide Arthritis festzustellen.
Durch einen Ultraschall können Flüssigkeitsansammlungen oder Gelenksentzündungen erkannt werden, die von außen nicht sichtbar sind. Auch Gelenksschäden, Sehnenscheidenentzündungen oder Sehneneinrisse sind bei einem Ultraschall meistens gut zu erkennen.
Bei einer Röntgenaufnahme werden besonders Gelenkszerstörungen oder Knochenschäden sehr gut sichtbar. Das Problem dabei: So starke Veränderungen der Knochen und Gelenke sind normalerweise erst nach einigen Monaten bis Jahren nach Krankheitsbeginn sichtbar. Im Röntgenbild tauchen sie also nur auf, wenn die rheumatoide Arthritis nicht früh genug behandelt wurde.
Eine Kernspintomografie macht Knochenschäden und Entzündungen in den Gelenken in vielen Fällen viel früher sichtbar als Röntgenaufnahmen. Das macht es leichter, die rheumatoide Arthritis früh zu erkennen [14],[15].
Behandlung
Rheumatoide Arthritis ist nicht heilbar. Deshalb ist das Ziel der Behandlung, die Entzündungen zu unterdrücken oder so schwach wie möglich zu halten. Bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis kommen Medikamente zum Einsatz, aber auch nicht-medikamentöse Therapien.
Ein Großteil der Betroffenen beginnt mit einer sogenannten Basistherapie. Im Rahmen dieser Basistherapie werden sogenannte Antirheumatika mit unterschiedlichen Wirkstoffen verschrieben. Zusätzlich verordnen Ärzt*innen in manchen Fällen Kortison.
Zu den nicht-medikamentösen Behandlungsmethoden zählen Physio- und Ergotherapie. Dadurch können Betroffene ihre Kraft, Beweglichkeit und Gelenkfunktionen verbessern und erhalten.
Welche Behandlungsform infrage kommt, ist von Person zu Person verschieden [16].
Auf einen Blick: Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Entzündung verschiedener Gelenke im Körper. Welche Gelenke betroffen sind ist von Person zu Person unterschiedlich.
In den allermeisten Fällen beginnt die Krankheit in den Gelenken der Hände, oder Zehen. Typischerweise treten Schwellungen gleichzeitig auf beiden Körperseiten auf.
Auch wenn rheumatoide Arthritis nicht heilbar ist, gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten, die den Alltag mit der Krankheit erleichtern.
Da die Erkrankung besonders in den ersten Monaten nach Neuerkrankung fortschreitet, verspricht eine frühzeitige Behandlung die besten Erfolgsaussichten.
Quellen
[1] „Rheuma – wenn die Gelenke schmerzen“, Patienten-Information.de. https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/rheumatoide-arthritis (zugegriffen 28. September 2022).
[2] „Rheuma - was ist das?“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/rheuma/was-ist-das.html (zugegriffen 29. September 2022).
[3] „Rheumatoide Arthritis - Symptome und Diagnose“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/rheuma/rheumatoide-arthritis-symptome-diagnose.html (zugegriffen 21. September 2022).
[4] J. S. Smolen, D. Aletaha, und I. B. McInnes, „Rheumatoid arthritis“, The Lancet, Bd. 388, Nr. 10055, S. 2023–2038, Okt. 2016, doi: 10.1016/S0140-6736(16)30173-8.
[5] „Arthrose | Gesundheitsinformation.de“. https://www.gesundheitsinformation.de/arthrose.html (zugegriffen 21. September 2022).
[6] D. M. S. GmbH, „Rheumatoide Arthritis“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Rheumatoide_Arthritis (zugegriffen 21. September 2022).
[7] „Rheumatoid arthritis - Causes“, nhs.uk, 30. August 2019. https://www.nhs.uk/conditions/rheumatoid-arthritis/causes/ (zugegriffen 21. September 2022).
[8] „10 risk factors for rheumatoid arthritis“, 5. Mai 2021. https://www.medicalnewstoday.com/articles/323356 (zugegriffen 28. September 2022).
[9] I. Kostoglou-Athanassiou, P. Athanassiou, A. Lyraki, I. Raftakis, und C. Antoniadis, „Vitamin D and rheumatoid arthritis“, Ther. Adv. Endocrinol. Metab., Bd. 3, Nr. 6, S. 181–187, Dez. 2012, doi: 10.1177/2042018812471070.
[10] Y. H. Lee und S.-C. Bae, „Vitamin D level in rheumatoid arthritis and its correlation with the disease activity: a meta-analysis“, Clin. Exp. Rheumatol., Bd. 34, Nr. 5, S. 827–833, 2016.
[11] S. R. Harrison, D. Li, L. E. Jeffery, K. Raza, und M. Hewison, „Vitamin D, Autoimmune Disease and Rheumatoid Arthritis“, Calcif. Tissue Int., Bd. 106, Nr. 1, S. 58–75, Jan. 2020, doi: 10.1007/s00223-019-00577-2.
[12] J. S. Smolen, D. Aletaha, und I. B. McInnes, „Rheumatoid arthritis“, The Lancet, Bd. 388, Nr. 10055, S. 2023–2038, Okt. 2016, doi: 10.1016/S0140-6736(16)30173-8.
[13] C. Fiehn u. a., „S2e-Leitlinie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten“, Z. Für Rheumatol., Bd. 77, Nr. S2, S. 35–53, Aug. 2018, doi: 10.1007/s00393-018-0481-y.
[14] „Untersuchungen & Diagnose » Rheumatoide Arthritis » Krankheiten » Internisten im Netz »“. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/rheumatoide-arthritis/untersuchungen-diagnose.html (zugegriffen 28. September 2022).
[15] A. Wasserman, „Rheumatoid Arthritis: Common Questions About Diagnosis and Management“, Am. Fam. Physician, Bd. 97, Nr. 7, S. 455–462, Apr. 2018.
[16] „Rheumatoide Arthritis - Therapie.“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/rheuma/rheumatoide-arthritis-therapie.html (zugegriffen 28. September 2022).
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