Stechende, ziehende Schmerzen in den Muskeln, die plötzlich auftreten oder sich schleichend bemerkbar machen – während Muskelschmerzen in den meisten Fällen harmlos sind, können sie in einigen Fällen die Gesundheit stark beeinträchtigen.
So gut wie jeder hat schon einmal Muskelschmerzen erlebt. Bei den meisten handelt es sich um Muskelverspannungen oder Muskelkater. Neben diesen harmlosen Ursachen gibt es eine Reihe ernstzunehmender Krankheiten, die Muskelschmerzen auslösen können.
Lesen Sie in diesem Artikel, welche Symptome bei Muskelschmerzen auftreten und welches die häufigsten Ursachen sind. Erfahren Sie außerdem, was Sie selber tun können, um Muskelschmerzen vorzubeugen.
Auf einen Blick: Muskelschmerzen
Muskelschmerzen werden in der Fachsprache als Myalgie bezeichnet. Die Schmerzen äußern sich auf verschiedene Weise. Abhängig von der Ursache können sie sich ziehend, stechend oder brennend anfühlen. Während einige Betroffene den Schmerz an einer bestimmten Stelle spüren, breitet er sich bei anderen großflächig aus.
Neben eher harmlosen Gründen wie Muskelverspannungen oder leichten Muskelverletzungen gibt es auch ernstzunehmende Krankheiten, die Muskelschmerzen verursachen können.
Halten Muskelschmerzen langfristig an, sollten Sie sich an Ihre Ärzt*innen wenden, um Krankheiten auszuschließen oder frühzeitig zu erkennen.
Symptome bei Muskelschmerzen
Wie der Name schon sagt, äußern sich Muskelschmerzen durch einen Schmerz im Muskel. Sie können sich beispielsweise durch einen ziehenden, stechenden oder krampfartigen Schmerz bemerkbar machen.
Mehr als 650 Muskeln sind über den gesamten Körper verteilt. Deswegen können Muskelschmerzen im gesamten Körper auftreten. Bei manchen Betroffenen äußern sie sich aber auch nur an ganze bestimmten Stellen. Die Schmerzen können akut oder chronisch verlaufen [1].
Der Fachbegriff für Muskelschmerzen ist Myalgie. Das bedeutet, aus dem Griechischen übersetzt, ganz einfach „Schmerzen in den Muskeln“.
Ursachen
In den allermeisten Fällen kommt es zu Muskelschmerzen, wenn die Muskeln überbeansprucht werden. Fehlbelastung oder kleine Verletzungen sorgen ebenfalls dafür, dass die Muskeln schmerzen. Auch wenn Muskelschmerzen in der Regel nur wenige Tage andauern und nicht gesundheitsschädlich sind, können sie auch auf ernstzunehmende Krankheiten hinweisen [2].
Muskelverletzung
Die meisten Menschen kennen Muskelschmerzen im Zusammenhang mit Muskelkater. Hierbei handelt es sich um sehr feine Risse in den Muskelfasern, die entstehen, wenn der Körper beim Sport überbelastet wird. In der Regel hält der Muskelkater nur einige Tage an.
Gröbere Verletzungen des Muskels wie Muskelfaserrisse und Muskelprellungen oder –zerrungen sorgen meistens für länger anhaltende Schmerzen. Typisch sind Druck- und Bewegungsschmerzen sowie stechender Schmerz und Schwellungen.
Muskelverspannung
Fehlhaltungen oder mangelnde Bewegung sorgen oft für Muskelverspannungen. Besonders häufig kommt es zu diesen Verspannungen in Nacken, Schultern oder Rücken. Betroffene verspüren einen ziehenden Schmerz, der weit in andere Teile des Körpers ausstrahlen kann. Typische Symptome sind außerdem Druckempfindlichkeit und spürbare kleine verhärtete Knoten in den Muskeln.
Muskelkrämpfe
Diese Form der Muskelschmerzen tritt plötzlich auf und verschwindet meistens wieder nach kurzer Zeit. In den meisten Fällen treten die Muskelkrämpfe abends oder nachts auf und betreffen die Wadenmuskulatur. Häufig sind Muskelkrämpfe erste Anzeichen von einem Mangel an Magnesium.
Muskelerkrankungen (Myopathien)
Hinter vermeintlich harmlosen Muskelschmerzen können sich ernsthafte Muskelerkrankungen (Myopathien) verbergen. Unterteilt werden diese in entzündliche und nichtentzündliche Muskelerkrankungen. Zusätzlich zu den Muskelschmerzen, kommt es bei Muskelerkrankungen besonders oft zu Muskelschwächen (Paresen) oder Muskelschwund (Atrophie) [3].
Muskelentzündungen (Myositis) werden häufig von Bakterien, Viren oder Parasiten ausgelöst. Auch Autoimmunerkrankungen wie Polymyalgie rheumatica oder Dermatomyositis können Grund einer Muskelentzündung sein. Außerdem gibt es eine Reihe nicht-entzündlicher Muskelerkrankungen, die bei Betroffenen für extrem starke Schmerzen sorgen. Im Unterschied zur Muskelentzündungen treten die Symptome nicht plötzlich auf, sondern entwickeln und verstärken sich allmählich. Zu den häufigsten Krankheiten gehören [4]:
- Muskeldystrophien: Hierbei handelt es sich um genetisch verursachte Muskelerkrankungen. Das Muskelgewebe ist hier fehlerhaft aufgebaut, wodurch Muskelschwäche oder Muskelschwund entsteht.
- Fibromyalgie: Mittlerweile gehen Expert*innen davon aus, dass bei dieser chronischen Erkrankung die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört ist und Betroffene eine geringe Schmerztoleranz haben. Der Schmerz macht sich sowohl auf der Haut als auch in den Muskeln und Gelenken bemerkbar [5].
- Mitochondriale Myopathien: Mitochondrien sind gewissermaßen die Kraftwerke der Zelle und verantwortlich Energie zu gewinnen und dem Körper zur Verfügung zu stellen. Insbesondere Skelettmuskelzellen benötigen viel Energie. Bei der Mitochondrialen Myopathie sind die Zellorganellen beschädigt wodurch Skelettzellen nicht genug Energie bekommen und nach und nach Schaden nehmen [6].
- Schilddrüsenerkrankungen: Sowohl bei einer Schilddrüsenüberfunktion als auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion können Muskelschmerzen auftreten. Grund dafür ist der gestörte Stoffwechsel. Dadurch hat der Körper entweder zu viel oder zu wenig Energie – beides kann den Muskeln schaden.
Erkrankungen des zentralen Nervensystems
Das zentrale Nervensystem besteht aus Gehirn und Rückenmark und übernimmt eine Reihe von wichtigen Aufgaben in unserem Körper. Einige Krankheiten, die das zentrale Nervensystem betreffen, lösen auch Muskelschmerzen aus. Hierzu gehören unter anderen:
- Parkinson
- Multiple Sklerose (MS)
- Kinderlähmung
- Post-Polio-Syndrom
Muskelschmerzen durch Medikamente
Viele Medikamente lösen Muskelschmerzen als Nebenwirkung aus. Besonders sogenannte Statine, also Cholesterinsenker, sind bekannt dafür. Sobald die Medikamente wieder abgesetzt werden, verschwinden auch die Muskelschmerzen wieder.
Einige kennen sicher auch den Muskelschmerz nach einer Impfung. Trifft die Nadel beim Impfen auf einen Muskel, kann ein Schmerz ausgelöst werden, der nach wenigen Tagen wieder abklingt [7].
Diagnose
Halten Muskelschmerzen über einen längeren Zeitraum an und das ohne erkennbare Ursache, sollten Sie ärztlichen Rat einholen.
In einem ersten Gespräch versuchen Ärzt*innen, gemeinsam mit Ihnen die Ursache des Schmerzes zu finden. Durch gezielte Fragen entsteht ein genaueres Bild davon, ob es sich um einen akuten oder chronischen Schmerz handelt.
Mit Blutuntersuchungen oder Ultraschall schränken Ärzt*innen die Ursachen immer weiter ein. Möglich sind auch Muskelbiopsien. Dabei wird eine Probe aus dem Muskel entnommen und im Labor untersucht.
Behandlung von Muskelschmerzen
Je nachdem, welche Ursache hinter den Muskelschmerzen steckt, gibt es unterschiedliche Behandlungen.
Besonders bei Muskelverletzungen können ein stützender Verband und genügend Schonung die Beschwerden schnell lindern. In einigen Fällen, zum Beispiel bei Muskelrissen, muss eine Operation erfolgen, damit die Verletzung bestmöglich heilen kann.
Treten Muskelschmerzen als Nebenwirkung eines bestimmten Medikaments auf, muss das Medikament vielleicht abgesetzt werden aber nur in ärztlicher Absprache!.
Steckt eine ernsthafte Muskelerkrankung hinter den Schmerzen, gibt es unterschiedliche Therapieansätze, die genau auf die speziellen Krankheiten ausgelegt sind. Lassen Sie sich hier von Ihren Ärzt*innen beraten [8].
Tipps bei Muskelschmerzen
Solange hinter Ihren Muskelschmerzen keine ernsthaften Krankheiten stecken, gibt es ein paar einfache Tipps, mit denen Sie den Schmerzen vorbeugen und sie behandeln können.
Bewegung. Genügend Bewegung hilft dabei, Muskelschmerzen vorzubeugen oder zu lindern. Besonders Menschen, die im Alltag viel sitzen, sollten ausreichend Bewegung in ihren Alltag einbauen, um Fehlhaltungen und Muskelverspannungen entgegenzuwirken.
Nicht überbelasten. Besonders beim Sport sollten Sie darauf achten, Ihre Muskeln auf die anstehende Belastung vorzubereiten und aufzuwärmen. Außerdem ist es wichtig, sich beim Sport bewusst und nicht zu schnell zu steigern. Bereiten Sie Ihre Muskulatur langsam vor und erhöhen Sie die Intensität Ihres Trainings nur Schritt für Schritt.
Ausreichend Magnesium. Weiter können Sie darauf achten, genügend Magnesium über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen, um Muskelkrämpfen vorzubeugen. Lesen Sie mehr zum Thema Magnesium in Lebensmitteln in unserem Gesundheitsportal.
Kühlen, wärmen, schonen. Bei Muskelschmerzen, die durch Muskelverletzungen ausgelöst werden, sollten Sie den Muskel schonen und kühlen. Muskelschmerzen durch Muskelverspannungen können mit Wärme und Entspannung gelindert werden.
Quellen
[1] D. M. S. GmbH, „Myalgie“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Myalgie (zugegriffen 15. September 2022).
[2] alyssa, „7 Causes of Myopathy“, Premier Neurology & Wellness Center, 3. Dezember 2021. https://premierneurologycenter.com/blog/7-causes-of-myopathy/ (zugegriffen 18. September 2022).
[3] „Myositiden“. http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Friedrich-Baur-Institut/de/krankheitsbilder/myositiden/index.html (zugegriffen 17. September 2022).
[4] J. Schmidt, „Current Classification and Management of Inflammatory Myopathies“, J. Neuromuscul. Dis., Bd. 5, Nr. 2, S. 109–129, Jan. 2018, doi: 10.3233/JND-180308.
[5] „Fibromyalgie“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/fibromyalgie.html (zugegriffen 17. September 2022).
[6] S. T. Ahmed, L. Craven, O. M. Russell, D. M. Turnbull, und A. E. Vincent, „Diagnosis and Treatment of Mitochondrial Myopathies“, Neurotherapeutics, Bd. 15, Nr. 4, S. 943–953, Okt. 2018, doi: 10.1007/s13311-018-00674-4.
[7] „Myopathy: Causes, Symptoms, Diagnosis & Treatment“, Cleveland Clinic. https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/17256-myopathy (zugegriffen 18. September 2022).
[8] U. Laufs, H. Scharnagl, M. Halle, E. Windler, M. Endres, und W. März, „Treatment Options for Statin-Associated Muscle Symptoms“, Dtsch. Ärztebl. Int., Okt. 2015, doi: 10.3238/arztebl.2015.0748.