Eine Allergie kommt selten allein: Leiden Sie beispielsweise unter einer Pollenallergie und vertragen plötzlich Äpfel, Nüsse oder Steinobst nicht mehr, sprechen Fachleute von einer Kreuzallergie: Lesen Sie hier, wie es dazu kommt!
Birke und Apfel, Hausstaubmilben und Garnelen, Latex und Tomaten – Bei einer Kreuzallergie reagiert Ihr Körper mitunter auf Lebensmittel, die auf den ersten Blick gar nichts mit den Stoffen zu tun haben, die bei Ihnen die bekannte Allergie auslösen. Der Grund: Die Eiweißteilchen einer Birkenpolle und eines Apfels sind sich beispielsweise so ähnlich, dass das Immunsystem sie manchmal nicht unterscheiden kann und gleichermaßen bekämpft.
Kribbeln im Mund, juckende Zunge, geschwollene Lippen und Augenlider – Fachleute schätzen, dass bis zu 60 Prozent der Lebensmittelallergien mit Inhalationsallergenen (wie Pollen oder Hausstaubmilben) in Verbindung stehen [1].
Wie entstehen Kreuzallergien, was passiert dabei im Körper und was sind die häufigsten Kreuzallergien? Wie kann ich mich auf eine Kreuzallergie testen lassen? Diese Fragen beantworten wir Ihnen in diesem Artikel. Außerdem geben wir Ihnen praktische Tipps, mit denen Sie eine Kreuzallergie gut in den Griff bekommen.
Wie entsteht eine Kreuzallergie?
Bei einer Kreuzallergie reagiert der Körper nicht nur auf bereits bekannte allergieauslösende Substanzen, wie sie in Pollen, Latex oder Hausstaubmilben enthalten sind, sondern zusätzlich auf bestimmte Lebensmittel, deren Inhaltsstoffe eine ähnliche Struktur aufweisen. Das Immunsystem verwechselt die Stoffe miteinander [2]. Betroffene entwickeln also zusätzlich eine Nahrungsmittelallergie, die von Fachleuten auch als sekundäre Nahrungsmittelallergie bezeichnet wird.
Gut zu wissen: Bei einer Allergie reagiert der Körper auf eigentlich harmlose Eiweißstoffe, die Allergene. Er stuft sie als gefährlich ein und löst eine allergische Reaktion aus. Mehr zum Thema Lebensmittelallergie und Lebensmittelunverträglichkeit lesen Sie in unseren Gesundheitsportal-Artikeln.
Was passiert bei einer Kreuzallergie im Körper?
Bei einer Kreuzallergie läuft eine allergische Reaktion im Körper ab. Das Besondere dabei ist, dass die Abwehrreaktion nicht durch das eigentliche Allergen (wie Pollen) ausgelöst wird, sondern durch eine andere Substanz, die das Immunsystem aber mit Pollen verwechselt:
Haben Sie beispielsweise eine Birkenpollenallergie, schwimmen in Ihrem Blut spezielle IgE-Antikörper. Diese Antikörper binden die Eiweißbestandteile der Birkenpollen, sobald sie in Ihren Körper gelangen. Daraufhin schüttet der Körper verschiedene Botenstoffe aus, die die allergische Reaktion in Gang setzen. Sie bemerken dann die typischen Allergiesymptome wie Schnupfen und tränende Augen.
Im Falle einer Kreuzallergie auf Äpfel reagieren Ihre IgE-Antikörper auch auf Eiweißbestandteile des Apfels. Die Antikörper finden an der Apfelsubstanz ähnliche Bindungsstellen wie an den Birkenpollen, an denen sie andocken und dadurch die allergische Reaktion auslösen können [3].
Symptome: Wie äußert sich eine Kreuzallergie?
Eine Kreuzallergie löst meistens nur leichte Beschwerden aus. Schwere allergische Reaktionen sind aber möglich – besonders, wenn Betroffene große Mengen des allergenen Nahrungsmittels essen. Die Symptome treten meistens wenige Minuten bis zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf, und zwar an den Körperstellen, die direkt mit dem betreffenden Nahrungsmittel in Kontakt gekommen sind. Typische Symptome sind [4]:
- Juckreiz oder Kribbeln an Lippen, Zunge, Gaumen, Ohren und Rachen
- Rötungen, Schwellungen und Bläschen an der Mundschleimhaut
- Juckende, rote, geschwollene Lippen, Zunge, Haut und Hals
In seltenen Fällen kann es auch zu Magen-Darm-Beschwerden und Herz-Kreislauf-Problemen kommen.
Die häufigsten Kreuzallergien
Welches Obst vertragen Betroffene bei einer Kreuzallergie nicht mehr? Welche Kreuzreaktionen können bei einer Allergie gegen Birkenpollen auftreten? In der folgenden Tabelle finden Sie eine Auflistung häufiger Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln [4]:
Hauptallergie |
Mögliche Kreuzallergie |
Baumpollen (zum Beispiel Birke oder Hasel) |
Apfel, Pfirsich, Pflaume, Nektarine, Kiwi, Kirsche, Birne, Mandel, Haselnuss und andere Nüsse, Karotte, Sellerie, Kartoffel (roh), Soja, Litschi |
Ambrosia |
Melone, Banane, Tomate, Gurke |
Beifuß |
Möhre, Sellerie, Kümmel, Petersilie, Koriander, Anis, Fenchelsamen, Mango, Weintraube, Litischi, Sonnenblumenkerne |
Latex |
Banane, Avocado, Kartoffel, Tomate, Kiwi, Ananas, Kastanie, Buchweizenmehl, Sellerie, Feige |
Gut zu wissen: Manche Obstsorten werden besser vertragen als andere. Wenn Sie eine Kreuzallergie auf Äpfel haben, heißt das also nicht, dass Sie auf alle Äpfel verzichten müssen! Beim BUND Lemgo finden Sie eine Übersicht von Apfelsorten, die von vielen Betroffenen gut vertragen werden.
Kreuzreaktionen im Zusammenhang mit einer Hausstauballergie oder Tierhaarallergie (wie einer Hundehaarallergie) treten nicht so häufig auf. Hier finden Sie eine Übersicht seltener Kreuzallergien [4], [5]:
Hauptallergie |
Mögliche Kreuzallergie |
Hausstaubmilbe |
Garnelen, Krabben, Hummer, Shrimps, Schnecken, Muscheln, Austern, Tintenfisch |
Gräser- und Getreidepollen (zum Beispiel Weizen und Roggen) |
Dinkel, Gerste, Hafer, Hirse, Mais, Weizen, Roggen (auch daraus gewonnene Mehle und Kleie), Tomate, Hülsenfrüchte |
Vogelallergene (Federn, Kot) |
Ei, Geflügel, Innereien |
Tierhaare |
Kuhmilch, Fleisch und Innereien |
Wie kann ich mich auf eine Kreuzallergie testen lassen?
Wenn Sie unter einer Allergie leiden und vermuten, zusätzlich bestimmte Lebensmittel nicht mehr zu vertragen, sollten Sie zunächst ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen. Das kann Ihnen dabei helfen, mögliche Kreuzallergien zu ermitteln. Besprechen Sie zusätzlich mit Ihrem*Ihrer Ärzt*in Ihre Beschwerden.
Eine Kreuzallergie kann anschließend durch einen sogenannten Haut-Pricktest oder mit Bluttests überprüft werden. So kann man feststellen, ob Ihr Körper auf bestimmte Allergene sensibilisiert ist – also Antikörper gegen sie gebildet hat [4].
Achtung: Fachleute sprechen nur von einer Allergie, wenn der Haut- oder Bluttest positiv ausfallen und gleichzeitig Allergie-Symptome auftreten. Wenn Sie zum Beispiel auf bestimmte Substanzen in einem Lebensmittelallergie Test sensibilisiert sind, heißt das also nicht zwangsläufig, dass Sie sie nicht vertragen [6].
Tipps zur Kreuzallergie
Wenn bei Ihnen eine Kreuzallergie festgestellt wurde, empfehlen Ärzt*innen grundsätzlich, das betreffende Lebensmittel zu meiden [7].
Lassen Sie sich aber am besten von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft zu Ihrer Kreuzallergie beraten. Ernährungsfachleute achten darauf, dass Sie genügend Nährstoffe zu sich nehmen und besprechen mit Ihnen Ihre individuellen Möglichkeiten. Denn oft reicht es schon aus, das Lebensmittel anders zuzubereiten oder nur bestimmte Sorten zu meiden. Oft hilft es, sich vor Ort oder in einer Online-Ernährungsberatung beraten zu lassen, um sich trotz Allergien ausgewogen ernähren zu können.
Wussten Sie das? Der Allergengehalt von Lebensmitteln kann stark schwanken. Er hängt unter anderem vom Reifegrad, der Sorte, der Region und der Zubereitungsart ab [7].
Folgende Tipps zur Kreuzallergie können Ihnen außerdem helfen [6]:
- Allergieauslösende Substanzen in Lebensmitteln werden durch Erhitzen oder Säuern zerstört. Ein Apfelkompott oder ein Kirschkuchen werden so beispielsweise oft gut vertragen.
- Menschen mit einer Pollenallergie reagieren meistens während der Pollenflugzeiten allergisch auf bestimmte Lebensmittel. Es kann also sein, dass Sie im Frühjahr keinen Apfel vertragen, im Herbst aber keine Probleme haben.
- Meiden Sie Stress und Alkohol. Beides kann die Allergie verstärken.
- Körperliche Anstrengung wie Sport kann eine allergische Reaktion verschlimmern. Vor, nach und während der Anstrengung sollten Sie keine verdächtigen Lebensmittel essen.
Die Symptome einer Kreuzallergie kann man auch mit verschiedenen Medikamenten (wie Antihistaminika) behandeln. Lassen Sie sich dazu von Ihrem*Ihrer Ärzt*in beraten [7].
Auf einen Blick: Kreuzallergie
Was ist eine Kreuzallergie?
Bei einer Kreuzallergie verwechselt Ihr Immunsystem Substanzen aus Lebensmitteln (wie zum Beispiel aus dem Apfel) mit Stoffen, die bei Ihnen eine bereits bekannte Allergie auslösen (zum Beispiel die Birkenpollen).
Sie entwickeln also zusätzlich zu Ihrer primären Allergie (hier die Birkenpollen) eine Nahrungsmittelallergie auf bestimmte Lebensmittel (hier Äpfel).
Was sind die Symptome bei einer Kreuzallergie?
Eine Kreuzallergie löst meistens leichte Beschwerden aus, schwere allergische Reaktionen sind aber möglich.
Wenige Minuten bis zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme bemerken Betroffene Symptome wie Juckreiz, Kribbeln, Rötungen und Schwellungen im Mund- und Rachenraum, Hals und Ohren.
In seltenen Fällen kann es auch zu Magen-Darm-Beschwerden und Herz-Kreislauf-Problemen kommen.
Wie kann ich mich auf eine Kreuzallergie testen lassen?
Eine Kreuzallergie kann durch einen Haut-Pricktest oder eine Blutuntersuchung festgestellt werden. So kann man prüfen, ob Ihr Körper auf bestimmte Allergene sensibilisiert ist – also Antikörper dagegen gebildet hat.
Eine Allergie liegt vor, wenn der Haut- oder Bluttest positiv ausfallen und gleichzeitig Allergie-Symptome auftreten.
Was hilft bei einer Kreuzallergie?
Bei einer Kreuzallergie sollten Sie betroffene Lebensmittel grundsätzlich meiden.
Lassen Sie sich dazu von einer Ernährungsfacht beraten. Oft reicht es schon aus, das Lebensmittel anders zuzubereiten, nur bestimmte Sorten zu meiden oder die Jahreszeiten zu berücksichtigen.
Meiden Sie Stress und Alkohol.
Quellen
[1] T. Werfel u. a., „Position paper of the EAACI: food allergy due to immunological cross-reactions with common inhalant allergens“, Allergy, Bd. 70, Nr. 9, S. 1079–1090, 2015, doi: https://doi.org/10.1111/all.12666.
[2] European Centre for Allergy Research Foundation (Stiftung ECARF), „Kreuzreaktion (Kreuzallergie)“, ECARF - For a Better Life with Allergies. https://www.ecarf.org/kreuzreaktion-kreuzallergie/ (zugegriffen Feb. 01, 2021).
[3] B. Wagner, „Was ist eine Kreuzallergie? - LZG (DE)“, Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V., Okt. 01, 2016. https://www.lzg-rlp.de/de/event/was-ist-eine-kreuzallergie.html (zugegriffen Feb. 02, 2021).
[4] T. Zuberbier, „Sellerie, Kirschen & Co. - Kreuzallergien“, European Centre for Allergy Research Foundation (Stiftung ECARF), Nov. 2016. https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/sellerie-kirschen-garnelen-kreuzallergien/ (zugegriffen Feb. 02, 2021).
[5] „Kreuzallergie - Wichtige Informationen“, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Sep. 25, 2018. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/allergie/nahrungsmittelallergie/kreuzallergie (zugegriffen Feb. 03, 2021).
[6] „Durch Heuschnupfen verursachte Nahrungsmittelallergie - Kreuzallergie“, Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-allergien/ausloeser/kreuzallergie/ (zugegriffen Feb. 03, 2021).
[7] Allergieinformationsdienst - Helmholtz Zentrum München, „Nahrungsmittel als Allergene und Kreuzallergien“, Juni 06, 2019. https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/allergene/nahrungsmittel.html (zugegriffen Feb. 08, 2021).