Sie haben etwas Schlechtes gegessen, sich ein Virus eingefangen oder auf Reisen in fremde Länder das Leitungswasser getrunken – das können einige der Ursachen für Durchfall sein.
Meistens macht sich Durchfall durch ein anfänglich unangenehmes Gefühl im Bauch und generelles Unwohlsein bemerkbar. Veränderte Konsistenz oder erhöhter Wassergehalt des Stuhls sowie das Bedürfnis, das stille Örtchen häufiger als sonst besuchen zu müssen, sind typische Anzeichen. Wenn sich Durchfall einstellt, fragen wir uns dann meistens: Wo kommt das her?
Lesen Sie in diesem Artikel, was die Ursachen für Durchfall sein können, ab wann man von chronischem Durchfall spricht und inwiefern bestimmte Diäten Abhilfe schaffen können.
Unterschiedliche Ursachen von Durchfall
Durchfall kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Grob unterscheidet man zwei Arten:
- Akuter Durchfall entsteht in der Regel aufgrund einer Viren- oder Bakterieninfektion. In seltenen Fällen kann auch ein Parasit, der sich im Körper eingenistet hat, Durchfälle auslösen.
- Chronischer Durchfall, also Durchfall, der über lange Zeit andauert oder immer wieder auftritt, geht oft auf chronische Krankheiten der Verdauungsorgane zurück [1].
Gut zu wissen: Farbe, Geruch und Konsistenz des Stuhls können viel über Ihre Gesundheit aussagen. Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel über den Stuhlgang.
Akuter Durchfall
Hinter einem akuten Durchfall verbirgt sich in den meisten Fällen eine Magen-Darm-Infektion mit einem Bakterium oder Virus. Besonders häufig handelt es sich hier um Infektionen mit Noro- oder Rotaviren, Campylobacter oder Salmonellen [2].
Infektionen durch Viren oder Bakterien
Noroviren: Bei den Noroviren werden die Erreger in besonders großer Zahl durch den Stuhl oder das Erbrochene ausgeschieden. Per Schmierinfektion verbreiten sie sich von dort aus. Die Viren gelten als sehr ansteckend und tauchen regelmäßig in Kindergärten, Schulen und Altersheimen auf. Nach dem Erstkontakt dauert es meistens nur sechs Stunden bis zwei Tage, bis das Virus ausbricht. Typischerweise macht sich der Erreger durch plötzlichen Durchfall und Erbrechen bemerkbar. Wegen der entstandenen Dehydrierung kommt häufig ein Schwindelgefühl dazu. Die gute Nachricht hier: in den allermeisten Fällen dauern die Beschwerden nur ein bis zwei Tage an. Aber aufgepasst, auch wenn Durchfall und Erbrechen abgeklungen sind, können sich noch bis zu zwei Wochen lang Erreger im Stuhl befinden [3].
Rotaviren: Auch Rotaviren sind typische Auslöser von Durchfällen. Im Gegensatz zu den Noroviren tritt die Infektion nach ein bis drei Tagen auf und sorgt zwei bis sechs lang Tage für Symptome wie Durchfall, Erbrechen, Fieber und sogar Husten und Schnupfen [4].
Campylobacter und Salmonellen: Bei Campylobacter und Salmonellen erfolgt die Übertragung der Viren über Nahrungsmittel, die von den Bakterien befallen sind. Auch Mangelnde Hygiene bei der Zubereitung von Speisen kann eine Ursache für die Entstehung von Campylobacter sein [5]. Während Campylobacter-Bakterien sich nicht vermehren können, ist es genau diese Eigenschaft, die Salmonellen so gefährlich macht. Sie sind nämlich in der Lage, sich sowohl in Nahrungsmitteln als auch im Menschen zu vermehren. Menschen, die sich mit Salmonellen infiziert haben, sind wegen der hohen Ansteckungsgefahr dazu verpflichtet, das Gesundheitsamt zu informieren. Um die Entstehung einer Salmonellen-Infektion zu verhindern, gibt es sehr strenge Vorschriften zu Lagerung und Verarbeitung von Lebensmitteln [6].
Um sich selber bestmöglich vor einer Infektion zu schützen ist Hygiene das A und O. Kommt es zu einem Ausbruch der eben genannten Viren und Bakterien in ihrem näheren Umfeld, sollten sie auf regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren achten.
Reisedurchfall
Reisen wir durch fremde Länder, essen fremdes Essen mit fremden Gewürzen und sind extremen Temperaturen ausgesetzt, kommt es häufig zu plötzlich auftretenden Reisedurchfällen. Stark gewürztes Essen, scharfe Gewürze, oder exotische Zutaten können unserem Magen und Darm stark zu schaffen machen und für Durchfälle sorgen. Aufgrund von hohen Temperaturen und mangelnden Hygienestandards ist es außerdem für Bakterien ein Leichtes, sich zu vermehren und zu verbreiten [7].
Da Menschen meistens durch eine Schmierinfektion mit den Erregern im Berührung kommen, sollten Sie auf regelmäßiges Händewaschen achten. Außerdem gibt es ein paar weitere Dinge, die sie auf Reisen in Regionen wie Südostastien, Süd- und Mittelamerika sowie Afrika beachten sollten, um möglichen Erregern keine Chance zu geben [8]:
- Verzichten Sie auf Leitungswasser
- Trinken Sie kein Wasser aus Brunnen, Bächen, Quellen
- Gemüse sollte vor dem Verzehr mit sauberem Wasser gut gewaschen und von der Schale befreit werden
- Fleisch und Fisch nicht roh verzehren
Parasiten
Selten können auch Parasiten Auslöser von plötzlich auftretendem Durchfall sein. Per Definition ist ein Parasit ein Organismus, der sich von anderen Lebewesen ernährt oder sie zu Fortpflanzungszwecken befällt. Gefährlich wird ein Parasit erst dann, wenn er seinem „Wirt“ wichtige Nährstoffe entzieht, Zellen zerstört, oder Organfunktionen beeinträchtigt [9]. Einteilen lassen sich Parasiten in zwei Gruppen. Die sogenannten Ektoparasiten leben außerhalb der Körpers, dazu gehören zum Beispiel Stechmücken und Zecken. Endoparasiten leben in Inneren ihres Wirts, vorzugsweise im Darm und können verschiedene Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Zu dieser Gruppe zählen Bandwürmer und Amöben [10].
Welche Arten von Parasiten es gibt, welche Beschwerden diese verursachen und wie Sie einem Befall vorbeugen können, lesen Sie in unserem Artikel zum Thema Parasiten im Körper.
Chronischer Durchfall
Hält der Durchfall über einen Zeitraum von vier Wochen an, spricht man von chronischem Durchfall. Bei Kindern ist diese Grenze schon nach zwei Wochen erreicht [11]. Die Ursachen dafür sind meistens chronische Darmerkrankungen oder unerkannte Unverträglichkeiten.
Morbus Crohn
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Margen- und Darmtraktes. Diese Entzündung kann vom Mund bis zum After auftreten. Am häufigsten sind aber der mittlere Teil des Dickdarms und der untere Teil des Dünndarms betroffen. Konkrete Ursachen sind bisher nicht bekannt. Es wird allerdings vermutet, dass die Krankheit genetisch bedingt ist und auch von verschiedenen Umweltfaktoren beeinflusst wird. Viele vertreten außerdem die Meinung, dass Rauchen einen Risikofaktor darstellt [12].
Typische Symptome bei Morbus Crohn sind: dünnflüssiger Stuhl in Verbindung mit starken Bauchschmerzen über einen längeren Zeitraum. Weiter können Blähungen und Übelkeit, aber auch Fieberschübe auftreten. Aufgrund des Durchfalls kann der Körper nicht mehr alle benötigten Nährstoffe aufnehmen. Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit sind die Folge [13].
Weil Morbus Crohn bis jetzt nicht heilbar ist, zielt die Therapie hauptsächlich darauf ab, mithilfe von Medikamenten und einer Ernährungsumstellung den Alltag der Betroffenen weitestgehend beschwerdefrei zu gestalten [14].
Reizdarmsyndrom
Symptome wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen können auch auf das sogenannte Reizdarmsyndrom hindeuten. Die Diagnose Reizdarmsyndrom wird gestellt, wenn die eben genannten Symptome abwechselnd auftreten und vorher andere infektiöse oder chronische Darmerkrankungen ausgeschlossen werden konnten. Außerdem müssen die Beschwerden über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten bestehen.
Ursachen für die Entstehung des Reizdarmsyndroms können sehr unterschiedlich sein. Forscher*innen verfolgen die Annahme, dass es sich beim Reizdarmsyndrom um eine Störung der Darm-Hirn-Achse handelt. Wegen dieser engen Verbindung zwischen Darm und Hirn gehen Forscher*innen davon aus, dass das Reizdarmsyndrom auch starken Einfluss auf die Psyche haben kann [15].
Schon gewusst? Die Darm-Hirn-Achse ist die direkte Verbindung von Kopf und Bauch. Hier werden Informationen über Nervenbahnen, Hormone und Stoffwechselprodukte unserer Darmbakterien ausgetauscht. Nicht um sonst heißt es also „Liebe geht durch den Magen“ oder „Etwas schlägt auf den Magen“. Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal mehr über dieses sogenannte Bauchhirn.
Auch bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms wird der Fokus auf Ernährung gelegt. Die sogenannte FODMAP-Diät hilft einigen Betroffenen, ihre Beschwerden zu lindern. Hierbei müssen Sie auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Um welche Lebensmittel es sich konkret handelt, verrät der Namen dieser Diät-Form. Fermentierbare Oligosaccharide, Dissaccharide, Monosaccharide und (And) Polyole. Um welche Nahrungsmittel es sich handelt erfahren Sie in unserem Artikel über die FODMAP-Diät.
Weil die Erkrankung oftmals in Verbindung mit zu viel Stress oder psychischen Problemen auftritt, kann auch eine Psychotherapie helfen, die Beschwerden zu lindern [16].
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Auch Lebensmittelunverträglichkeiten machen sich oft durch anhaltenden Durchfall bemerkbar. Plötzlich auftretender Durchfall liefert erste Hinweise darauf, dass der Körper bestimme Nahrungsmittel nicht mehr verträgt. Zu den häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten zählen Fructoseintoleranz, Laktoseintoleranz und Zöliakie.
Besteht der Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, sollten Sie diese zeitnah ärztlich oder durch einen Selbsttest zuhause abklären lassen. Eine Zöliakie sollte immer von Ärzt*innen genau untersucht und behandelt werden. Wenn Sie auf die Lebensmittel verzichten, die Ihre Beschwerden verursachen, kann das nicht nur ein schnelles Abklingen der Symptome bewirken – im Falle einer Zöliakie beugt es auch ernsthaften, langfristigen Schäden vor [17].
Durchfall nach Antibiotika
Oftmals folgt Durchfall auf die Einnahme von Antibiotika. Gründe dafür sind unterer anderem die verstärkte Darmbewegung. Besonders häufig ist aber die Störungen der Darmflora Grund für die Verdauungsbeschwerden – da Antibiotika Bakterien im Körper bekämpfen, leiden auch die Darmbakterien unter der Behandlung [18].
Schon gewusst? Nach der Einnahme von Antibiotika sollten Sie Ihren Darm dabei unterstützen, die Darmflora wiederaufzubauen. Neben speziellen Nahrungsergänzungsmitteln ist es hilfreich, Sauermilchprodukte wie Kefir, Naturjoghurt und Ayran zu sich zu nehmen. Für Veganer*innen eignen sich Sauerkraut, Kimchi oder Produkte auf Sojabasis. Diese Lebensmittel liefern dem Darm viele wertvolle Probiotika.
Durchfall auf einen Blick
Im Durchschnitt leidet jeder Erwachsene in Deutschland mindestens einmal jährlich an Durchfall. Bemerkbar macht sich dieser oft durch Übelkeit, Veränderungen in Konsistenz und Wassergehalt des Stuhls sowie häufigen Stuhlgang.
Aufgrund des hohen Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes sollten Sie ausreichend trinken und dem Körper mit speziellen Elektrolytgetränken etwas Gutes tun.
Verschwindet der Durchfall nach einigen Tagen nicht von selbst, ist es ratsam, eine*n Ärzt*in aufzusuchen um eine chronische Erkrankung auszuschließen.
Quellen
[1] „Durchfall“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/durchfall.html (zugegriffen 6. Mai 2022).
[2] „Durchfallerkrankungen: Ursachen und Behandlung“, gesund.bund.de. https://gesund.bund.de/durchfall (zugegriffen 6. Mai 2022).
[3] „Noroviren“. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/noroviren/ (zugegriffen 6. Mai 2022).
[4] „Rotaviren“. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/rotaviren/ (zugegriffen 6. Mai 2022).
[5] „Campylobacter“. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/campylobacter/ (zugegriffen 6. Mai 2022).
[6] „RKI - RKI-Ratgeber - Salmonellose“. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Salmonellose.html (zugegriffen 6. Mai 2022).
[7] J. Yates, „Traveler’s Diarrhea“, Am. Fam. Physician, Bd. 71, Nr. 11, S. 2095–2100, Juni 2005.
[8] „Traveler’s Diarrhea | Travelers’ Health | CDC“. https://wwwnc.cdc.gov/travel/page/travelers-diarrhea (zugegriffen 13. Mai 2022).
[9] D. M. S. GmbH, „Parasit“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Parasit (zugegriffen 9. Mai 2022).
[10] F. Badenschier, „Medizin: Parasiten“, 19. Juli 2019. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/parasiten/index.html (zugegriffen 13. Mai 2022).
[11] „Durchfall: Ursachen & Therapie“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verdauung/durchfall (zugegriffen 6. Mai 2022).
[12] „Morbus Crohn: Symptome, Risikofaktoren, Behandlung“, gesund.bund.de. https://gesund.bund.de/morbus-crohn (zugegriffen 13. Mai 2022).
[13] J. Torres, S. Mehandru, J.-F. Colombel, und L. Peyrin-Biroulet, „Crohn’s disease“, Lancet Lond. Engl., Bd. 389, Nr. 10080, S. 1741–1755, Apr. 2017, doi: 10.1016/S0140-6736(16)31711-1.
[14] S. Meixlsperger und C. Münz, „Morbus Crohn—a disease of failing macroautophagy in the immune system?“, Int. Immunol., Bd. 21, Nr. 11, S. 1205–1211, Nov. 2009, doi: 10.1093/intimm/dxp096.
[15] H. Raskov, J. Burcharth, H.-C. Pommergaard, und J. Rosenberg, „Irritable bowel syndrome, the microbiota and the gut-brain axis“, Gut Microbes, Bd. 7, Nr. 5, S. 365–383, Juli 2016, doi: 10.1080/19490976.2016.1218585.
[16] W. D. Chey, J. Kurlander, und S. Eswaran, „Irritable bowel syndrome: a clinical review“, JAMA, Bd. 313, Nr. 9, S. 949–958, März 2015, doi: 10.1001/jama.2015.0954.
[17] C. Jankowiak und D. Ludwig, „[Frequent causes of diarrhea: celiac disease and lactose intolerance]“, Med. Klin. Munich Ger. 1983, Bd. 103, Nr. 6, S. 413–422; quiz 423–424, Juni 2008, doi: 10.1007/s00063-008-1061-8.
[18] K. Lange, M. Buerger, A. Stallmach, und T. Bruns, „Effects of Antibiotics on Gut Microbiota“, Dig. Dis. Basel Switz., Bd. 34, Nr. 3, S. 260–268, 2016, doi: 10.1159/000443360.